Thema der Woche

26. November 2007

Nebenbuhler im Netz

Beim Eintippen von Web-Adressen ist Umsicht angesagt: Zwischen gewünschten und gefährlichen Seiten liegen oft nur einzelne (falsche) Buchstaben. Geschäftemacher und Kriminelle registrieren nach wie vor eine Vielzahl von Domains, die in der Schreibweise nur geringfügig von beliebten Zielen im WWW abweichen. Damit generieren die Betreiber dann entweder Werbeeinnahmen, sammeln Mail-Adressen für Spams oder verbreiten sogar Malware. [externer Link] McAfee hat jetzt einen Forschungsbericht zu derartigen "Tippfehlerdomains" veröffentlicht (im Englischen als "Typosquatting" bezeichnet), in der insgesamt 1,9 Millionen Schreibvarianten zu 2771 stark frequentierten Webadressen ausgewertet wurden.

Das Ergebnis: Wer sich bei der Eingabe einer bekannten Webadresse vertippt, gerät durchschnittlich mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu vierzehn auf die Seite eines Trittbrettfahrers. Besonders oft haben es Typosquatter dabei auf Internetangebote für Kinder abgesehen: Rund 60 der am stärksten betroffenen Websites richten sich an die Altersgruppe bis 18 Jahre, darunter barbie.com, disney.com und lego.com. Das meistbetroffene Genre waren Online-Spiele-Seiten – durchschnittlich 14 % der Schreibvarianten waren hier tatsächlich besetzt.

Aber auch im professionellen Umfeld findet man reichlich zweifelhafte Nebenbuhler bekannter Adressen: Auf den Plätzen zwei und drei folgen unmittelbar die Angebote von Fluggesellschaften (allen voran "Schattendomains" zu Ryanair, United Airlines und Lufthansa), und Mainstream-Medien. Ein Tippfehler würde hier der Studie zufolge mit 11 % Wahrscheinlichkeit auf eine "falsche" Seite führen. Auch Sicherheits-Anbieter und -Infos sind auf Rang 7 noch überdurchschnittlich häufig betroffen (8,5 %).

Außerhalb der USA ist die Wahrscheinlichkeit, dass stark frequentierte Internetseiten von Domainbesetzern ins Visier genommen werden, geringer: Beliebte deutsche Seiten liegen dabei nach Großbritannien (7,7 %), Portugal (6,5 %), Spanien (5,9 %), Frankreich (5,4 %) und Italien (4,1 %) mit 3,8 % auf dem sechsten Platz.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die spekulative Domänenbesetzung zwar kein Novum darstellt, aber immer weiter um sich greift. So nahm die Zahl der beim [externer Link] Schiedsgericht der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) eingereichten Fälle im Jahr 2005 um ein Fünftel, 2006 sogar um ein Viertel zu. Neue Toplevel-Domains, automatisierte Registrierverfahren und die immer zahlreicheren virtuellen "Parkplätze", auf denen Domainspekulanten mit geringem Aufwand Klickwerbung akquirieren können, tragen allesamt zur Ausbreitung des Phänomens bei.

"Typosquatting zeugt von der Wildwest-Mentalität, die in weiten Teilen des Internets immer noch vorherrscht", kommentierte Jeff Green, Leiter der McAfee Avert Labs und der Produktentwicklung: "Wer auf einer Website landet, die ihn nicht interessiert, vertut im günstigsten Fall nur seine Zeit. Härter trifft es den seriösen Online-Handel: Ihm entgehen Umsätze, weil Kunden abgeworben oder vergrault werden. Manches Opfer sieht sich sogar gezwungen, dem Trittbrettfahrer die irreführenden Domänen für teures Geld abzukaufen. Oft lauern hinter den Webfassaden Betrüger und Abzocker der übelsten Sorte." Die vollständige Studie ist in englischer Sprache unter [externer Link] www.siteadvisor.com/analysis zu finden – SiteAdvisor ist ein Rating-Tool für Webseiten, das für den Internet Explorer und Firefox auch in einer kostenlosen Plug-in-Version zur Verfügung steht.