Thema der Woche

11. Juni 2001

Computer - lokalisiere Bürger 0815

Einen Hauch von StarTrek können ab dem Monatsende die Kunden des Österreichischen Mobilfunkanbieters externer Link max.mobil erleben: Unter der Schlagzeile "max.friendfinder.: Freunde per Web, WAP oder SMS suchen und finden" kommt "ein Fun-Feature auf den Markt, das es erstmals ermöglicht, einzelne, vorher registrierte Freunde via Web, WAP oder max.mail. (SMS) ausfindig zu machen" - natürlich nur nach Registrierung für diesen Dienst und mit fallweiser Zustimmung oder einer Blankofreigabe für die besten Kumpels per Whitelist. Im WWW kann man die geografische Position befreundeter Handy-Nutzer dann auch gleich im Stadtplan oder auf der Landkarte bewundern - auf ein paar Meter genau.

Die Freude kann einem jedoch schnell vergehen, wenn man in der max.mobil-Pressemeldung liest: "Technisch steckt hinter diesem Community-Tool eine Datenbankapplikation. Es wurden keinerlei zusätzliche Netz-Features in das max.Netz eingespielt. Nur Daten derjenigen Personen, die sich dazu anmelden, fließen in diese Datenbank unter Verwendung der Netzinformationen, die bisher auch schon zur Verfügung gestanden haben." Vermutlich für ganz andere "Freunde und Helfer" ...

Dr. Hans G. Zeger, Obmann der Österreichischen Gesellschaft für Datenschutz externer Link ARGE DATEN ist überrascht: "Das Aufspüren von Personen mit eingeschaltenen Handys ist eine GSM-Funktion, die bisher nur zum Auffinden von Schwerverbrechern benutzt wurde. Die Mobiltelefonanbieter hatten in der Vergangenheit immer wieder betont, dass diese Ortsfeststellung schwierig und teuer ist und daher eigentlich nicht gewünscht wird. Umso verwunderlicher ist es, dass nun diese Überwachungsmaßnahme als Kundenservice präsentiert wird."

Abgesehen davon sieht die ARGE DATEN externer Link keinen Bedarf für den "privaten Fahndungsdienst" -- "außer für Paranoiker, Spanner und Privat-Sheriffs". Wenn jemand wissen möchte, wo sich ein Mobiltelefonbenutzer befindet, genüge schließlich ein kurzer Anruf. Auf der anderen Seite gebe es Missbrauchspotenzial, wenn Handys mit freigeschaltetem Lokalisierungsdienst an Kinder, Partner oder Mitarbeiter weitergegeben würden.

In der Tat dürfte es nicht einfacher werden, den Begehren von Strafverfolgern entgegenzutreten, wenn Mobilfunkanbieter Lokalisierungsdienste einer breiten Öffentlichkeit anbieten. Sollte sie sich durchsetzen, so könnte eine Lokalisierung als "Fun-Feature" womöglich sogar zu einer gewissen Abstumpfung bei den Handynutzern führen: Was ohnehin alltäglich ist, gestattet man doch auch dem Staat; oder haben Sie etwas zu verbergen?