Thema der Woche

17. Mai 2010

IPv6 noch nicht im Fokus der IT-Professionals?

Rund 80 % der IT-Professionals in Deutschland sehen noch immer keine Notwendigkeit ihre Systemlandschaften auf IPv6 umzustellen – zu diesem Ergebnis kam zumindest die aktuelle Frühjahrsumfrage des Technologieforums [externer Link] "NT-Anwendergruppe". Nur knapp 7 % der über 500 Befragten gaben demnach an, dass Sie IPv6 bereits einsetzen, rund 13 % wollten dies innerhalb der nächsten 18 Monate tun. Etwa 20 % antworteten hingegen IPv6 sei "zurzeit noch kein Thema" und rund 60 % haben "noch nichts geplant".

Da neben einer weltweit wachsenden Nutzerzahl zukünftig auch verstärkt Geräte von Fertigungsanlagen über Fahrzeuge bis hin zur Haustechnik via Internet kommunizieren dürften, wird schon seit geraumer Zeit das nahende Ende der IPv4-Welt prognostiziert – die "NT-Anwendergruppe" warnte mit der Vorstellung ihrer Umfrageergebnisse, dass "ernstzunehmenden Berechnungen zufolge ... im Januar 2012 die letzten IPv4-Adressen vergeben" würden.

Tatsächlich waren einem Bericht der [externer Link] Number Resource Organization (NRO) zufolge im frühen zweiten Quartal 2010 nur noch 7,8 % des IPv4-Adressen noch nicht vergeben. Die NRO geht davon aus, dass dieser Rest im Laufe der kommenden zwei Jahre verbraucht sein wird und mahnte im April, dass die Umstellung auf IPv6 global zu langsam voranschreite: Erst 5,5 % der 1800 so genannten "Autonomous Systems" (AS) beziehungsweise adressierbaren IP-Netze könnten mit IPv6 umgehen. Immerhin gehört Deutschland zu den Ländern mit den meisten IPv6-Diensten: Am deutschen Internetbackbone DE-CIX ist mittlerweile fast die Hälfte der [externer Link] Teilnehmer (meist Großkunden oder Service-Provider) per IPv6 aufgeschaltet – was naturgemäß aber noch nicht automatisch bedeutet, dass diese intern ebenfalls das neue Protokoll nutzen oder ihren Kunden einen IPv6-Zugang anbieten.

Auch die Politik hatte bereits zum Handeln aufgerufen und anlässlich des 3. nationalen IT-Gipfels im November 2008 dem deutschen [externer Link] "IPv6 Rat" den Auftrag gegeben, die Entwicklung eines gemeinsamen Fahrplans zur flächendeckenden Einführung von IPv6 für Wirtschaft, Wissenschaft und die verschiedenen Institutionen der öffentlichen Verwaltung zu koordinieren. Gemäß diesem vor einem Jahr verabschiedeten [externer Link] "Nationalen IPv6-Aktionsplan" sollte sich Deutschland "in Einklang mit den Vorschlägen der Europäischen Kommission ... das Ziel setzen, IPv6 bis 2010 auf breiter Basis einzusetzen. Konkret sollten bis dahin mindestens 25 % der deutschen Internetanwender in der Lage sein, sich mit dem IPv6-Internet zu verbinden und auf die wichtigsten Inhalte und Dienste zugreifen zu können, ohne einen signifikanten Unterschied im Vergleich zu IPv4 festzustellen."

Einen Hintergrundbeitrag "Was bringt IPv6?" gab es in <kes> 2005#5 auf Seite 12 zu lesen.