[Aufmachergrafik: heller, corporate design] Kanalisierte Informationsflut Informations-Management mit RSS-Feeds

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erschienen in: <kes> 2010#3, Seite 6

Rubrik: Management und Wissen

Schlagwort: RSS-Feeds

Zusammenfassung: Zeitnah erfasste Information ist essenziell auch für die Informationssicherheit. Zu wissen, welche Bedrohungen und Schwachstellen existieren und welche Lösungen dafür angeboten werden, entscheidet nicht zuletzt über den Erfolg der Sicherheitsstrategie eines Unternehmens. Angesichts der heutigen Informationsflut sind jedoch handhabbare und persönlich steuerbare Info-Kanäle mehr denn je gefragt – RSS-Feeds können hier helfen.

Autor: Von Ralph Dombach, Germering

Mit Fragen wie "Kann uns das neue SilentSpray-Virus eigentlich gefährden?" wird man meistens dann konfrontiert, wenn man gerade wichtige Terminarbeiten hat und "SilentSpray" völlig unbekannt ist. Aber egal, ob es sich um ein Virus handelt, einen neu entdeckten Browser-Exploit oder die bahnbrechende Aussage eines amerikanischen Sicherheits-Gurus auf einer aktuellen Sicherheitsmesse: Man kann nicht alles wissen! Viel zu viele Informationen fallen Tag für Tag im Sicherheitsumfeld an, die nicht alle gelesen und bewertet werden können. Hier hilft nur eine strenge Beschränkung und Filterung der Informationsmenge, frei nach dem "Need-to-Know"-Prinzip. Eine Möglichkeit, um sich dabei das Leben zu erleichtern, ist die Nutzung von RSS-Feeds.

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Abbildung 1: Einmal "abonniert" zeigt der Internet Explorer die Inhalte von RSS-Feeds mit umfassenden Filteroptionen an (sofern der Feed entsprechend kategorisiert ist) – die Feeds sind über das Favoritenmenü erreichbar.

Bei RSS (Really Simple Syndication) handelt es sich um ein XML-basiertes Dateiformat, das Informationen über Veröffentlichungen in maschinenlesbarer Form zusammenfasst oder selbst entsprechende Informationen transportiert. RSS-Daten werden durch Anwendungsprogramme oder Webdienste gelesen und interpretiert – so ist beispielsweise in allen gängigen Browsern (auch auf vielen Smartphones) bereits eine RSS-Software als zumindest rudimentärer "Feedreader" enthalten. Der Begriff leitet sich vom englischen "to feed" ab (etwa füttern, zuführen), da per RSS Informationen oder Meta-Informationen einem Programm oder Anwender zugeführt werden. Die technischen RSS-Spezifikationen sind im WWW zu finden (z. B. [1]), wobei hinter dem Format kein "hochoffizielles" Standardisierungsgremium steckt.

RSS-Feeds

Viele Nachrichten-Webseiten, Blogs und Communities, aber auch etliche Hersteller und Händler bieten ihre jeweiligen Neuigkeiten im Internet auch als RSS-Feed an. Häufig werden dabei nur eine kurze Zusammenfassung und Links zur Meldung im Web übermittelt – Bilder, Videos und andere mediale Inhalte werden meist nicht transferiert, obwohl das durchaus möglich ist und in einigen Feeds auch genutzt wird. Die meisten Feeds erinnern jedoch eher ein wenig an die Anfänge der "multimedialen" Kommunikation und beschränken sich auf strukturierten Text.

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Abbildung 2: Der Feed-Reader im Firefox-Derivat "flock" ([externer Link] www.flock.com) kann RSS-Feeds über eine Ordnerstruktur auch hierarchisch zusammenfassen und gemeinsam darstellen.

Der Vorteil von Feeds besteht somit einerseits in der Maschinenlesbarkeit, wodurch automatische Filter möglich werden, und andererseits in der Reduktion auf meist kurze Texte, sodass man viele Informationen schnell sichten und verarbeiten kann. Selbst längere Einträge lassen sich verkürzt darstellen: Feed-Reader kann man beispielsweise meist so einstellen, dass sie von allen Nachrichten eines Feeds nur die Überschrift und maximal drei Textzeilen anzeigen. Dies genügt in der Regel, um dem Leser einen Eindruck zu vermitteln, worum es bei der verknüpften Nachricht geht und ob der komplette Text für ihn von Interesse ist. Will man den gesamten Text lesen, reicht ein Klick auf den entsprechenden Link.

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Ego-Surfing

Feeds dienen dem Informationsmanagement und bieten sich an, um aus vielen unterschiedlichen Quellen schnell relevante Informationen zu bestimmten Themen zu beziehen und zu filtern. Dabei kann das Thema der Info-Sammlung auch das eigene Unternehmen in der "Außenperspektive" sein: Anstatt Feeds etwa von Security-Unternehmen nutzt man dann vielmehr RSS-Daten von Medien, Nachrichtenagenturen et cetera, um Berichte zum eigenen Haus im Blick zu behalten. Von [externer Link] www.tagesschau.de über www.n24de, [externer Link] www.pressetext.de oder [externer Link] www.cnn.com bieten zahllose Newsdienste entsprechende RSS-Feeds an, die man natürlich über passende Filter selektiv beziehen sollte.

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Abonnement und Aggregation

Browser, die RSS unterstützen, zeigen einen vorhandenen Feed zu einer Website normalerweise automatisch – wenngleich dezent – an und ermöglichen dann per Mausklick auf ein spezielles oranges Logo ("Feed Icon", wie neben der Überschrift abgebildet) in der Adresszeile oder einer Toolbar ein "Abonnement" des entsprechenden Nachrichtenstroms. Da es sich bei diesen Abonnements um den Download einer RSS-Datei aus dem Internet handelt, sind damit in aller Regel weder Anmeldung noch Kosten verbunden – will man die Informationen nicht länger erhalten, löscht man einfach den Eintrag in seiner Software.

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Abbildung 3: RSS-Feeds lassen sich auch über Webdienste sammeln und gemeinsam darstellen (im Bild: Opera Portal – viele weitere Angebote nennt bspw. [4]).

Das Feed-Abonnement kann wie schon angemerkt im bevorzugten Browser erfolgen, allerdings ist die Anzeige dabei meist auf jeweils einen Feed gleichzeitig beschränkt (eine Ausnahme bildet "flock", vgl. Abb. 2). Abhilfe schafft die Nutzung entsprechender "Feed-Aggregator"-Internetdienste (u. a. von Google, Opera und Yahoo) oder spezielle Feed-Reader-Software (vgl. Screenshots), die – auch kostenlos – in großer Vielfalt im WWW angeboten werden.

Häufig genutzte Tools zur Installation auf dem eigenen PC sind für die Windows-Welt zum Beispiel FeedReader ([externer Link] www.feedreader.com) und RSS Bandit ([externer Link] http://rssbandit.org). Umfassende Linksammlungen zum Thema RSS und zu Feed-Readern findet man unter anderem bei "Mashable – The Social Media Guide" [2] und in der englischen Wikipedia [3], Links zu webbasierten RSS-Readern im dmoz-Verzeichnis [4].

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Abbildung 4: Spezielle Feed-Reader-Software enthält zumeist komplexere Suchfunktionen und Filtermöglichkeiten als die RSS-Reader in Webbrowsern (im Bild: Feedreader).

Filter und Syndication

Feed-Reader (inkl. derjenigen in Webbrowsern) verfügen großenteils über einfache Such- und Sortiermechanismen, die eine Selektion der RSS-Nachrichten ermöglichen – dazu gehören unter anderem Datumsangaben, Kategorien (sofern im Feed vorhanden) oder eine einfache Textsuche. Möchte man komplexere Such- oder Filterfunktionen, so muss man jedoch zumeist auf spezialisierte Software oder Webdienste zurückgreifen. Beispielsweise kann man in der kostenlosen Software "FeedReader" auch boolesche Operatoren (OR, AND etc.) verwenden (vgl. Abb. 4).

Umgekehrt kann es auch interessant sein, verschiedene Quellen miteinander zu kombinieren: Im Umfeld des WWW spricht man hierbei von Content-Syndication als Verbindung der Inhalte verschiedener Webseiten oder -dienste. Zur Unterstützung der hauseigenen Sicherheitsabteilung wäre es beispielswese möglich, eine Vielzahl von Security-Feeds zu abonnieren und darin alle Hinweise für die im Haus eingesetzten Software-Produkte auszuwählen. Diese selektierten Meldungen könnten dann wieder als eigenständiger "zusammengesetzter" Feed im Unternehmen zur Information und Arbeitsoptimierung eingesetzt werden.

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Abbildung 5: Auch zur Zusammenfassung ("Syndication") verschiedener RSS-Feeds gibt es kostenlose Angebote im Netz (im Bild: Filtereinstellungen von FeedRinse[externer Link] www.feedrinse.com).

Auch hierfür ist im WWW ein vielfältiges Angebot an Tools und Services verfügbar. Als Beispiel sei FeedRinse ([externer Link] www.feedrinse.com) genannt: Dieser Online-Dienst übernimmt gratis die Syndication – oder wie auf der Webseite geworben wird: "It's like a spam filter for your RSS subscriptions". Mit FeedRinse kann der Anwender beliebige Feeds abonnieren und die Nachrichten sehr selektiv filtern (vgl. Abb. 5). Die derart ausgewählten Nachrichten landen in einem speziellen Feed, der in die genutzten Feed-Reader-Software oder -Dienste importiert wird – der RSS-Reader zeigt dann die vorselektierten Feeds ebenso wie andere Nachrichtenströme an. Die Verkettung RSS-FeedFeedRinse.com–FeedReader mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, funktioniert aber in der Praxis problemlos.

Eigene Feeds

Mit einem Feed-Editor ist es auch möglich, selbst komfortabel einen Feed zu verfassen – das kann durchaus auch für die Information von Anwendern im eigenen Hause interessant sein, sofern dort verbreitet RSS genutzt wird. Auch Feed-Editoren sind im WWW teils gratis erhältlich, zum Beispiel der "Easy Feed Editor" ([externer Link] http://de.easy-feed-editor.tk/). Die Attraktivität eines Feeds ist letztlich aber durch die Informationen bestimmt, die er anbietet – Feeds, die nicht gepflegt werden, verlieren schnell ihren Reiz für den Nutzer. Daher sollte man sich, bevor man einen Feed startet, durchaus Gedanken bezüglich der thematischen Ausrichtung und der Organisation machen:

Am Rande sei bemerkt, dass es zwar generell möglich ist, einen RSS-Feed auch über einen Fileserver anzubieten. Sofern im Unternehmen Web-Browser als Feed-Reader genutzt werden, ist es jedoch dringend empfehlenswert, den eigenen Feed auf einem Webserver abzulegen: Beim direkten Zugriff auf die Datei muss sonst noch eine Formatdatei (XSLT-Stylesheet) beigefügt werden, um die Ausgabe im Browser zu formatieren (siehe etwa [externer Link] www.webmasterfind.de/2006/05/04/rss-feeds-mit-xsl-und-css-formatieren/).

Eine Alternative zum Feed-Editor ist Googles "Feedburner" ([externer Link] http://feedburner.google.com): Dieser Online-Dienst stellt für den Nutzer eine komplette Suite bereit, um Feeds zu erstellen, zu pflegen und zu überwachen. Auch Statistiken über die Anzahl der Feed-Abonnenten bis hin zum Marketing-Support bietet Feedburner an – Voraussetzung zur Nutzung ist ein Google-Account. Generell ist aber zu klären, ob man die selbst erstellten RSS-Inhalte auf einer externen Infrastruktur verwalten möchte oder gar darf – oder ob das doch lieber unternehmensintern erfolgen soll.

Fazit

RSS-Feeds sind eine nützliche Ausprägung der vielfältigen Web-2.0-Dienste. Wer sich ein wenig damit beschäftigt, wird schnell erkennen, wie diese zur Optimierung des Informationsmanagements beitragen können: Denn Syndication erlaubt es, das Maximum an Wissen auf einfachem Weg aus einer ansonsten kaum überschaubaren Menge an Informationen herauszufiltern.

Ralph Dombach ([externer Link] www.secuteach.de) ist freier Autor und arbeitet als Sicherheits-Administrator für einen Versicherungskonzern.

Literatur

[1]
RSS Advisory Board, RSS 2.0 Specification, [externer Link] www.rssboard.org/rss-specification
[2]
Mashable, The Ultimate RSS Toolbox – 120+ RSS Resources, [externer Link] http://mashable.com/2007/06/11/rss-toolbox/
[3]
Wikipedia, Comparison of feed aggregators, [externer Link] http://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_feed_aggregators
[4]
dmoz – The Open Directory Project, Feed Readers, [externer Link] www.dmoz.org/Computers/Software/Internet/Clients/WWW/Feed_Readers/
[5]
Stephan Schmatz, RSS -- Das kleine orange Buch über das kleine orange Icon, [externer Link] http://tinyurl.com/48azg7