Thema der Woche

16. Mai 2003

Systemkerne im Fokus

Sicherheit im Kernel stand auf dem 8. Deutschen IT-Sicherheitskongress des BSI hoch im Kurs: Zwei Beiträge zu sicheren Systemkomponenten durch Mikrokerne und dem Speicherschutz in einem Linux-Mikrokernsystem erzielten den jeweils ersten Platz des Best Papers Award und Best Student Paper Award. Die Auswahl erfolgte durch einen Programmbeirat aus den rund 35 Vorträgen der dreitägigen Veranstaltung.

Die prämierte Arbeit über eine Mikrokern-basierte Systemarchitektur für sichere Systemkomponenten haben Dr. Andreas Westfeld und Christian Helmuth (TU Dresden) gemeinsam mit Dr. Michael Sobirey (secunet Security Networks AG) verfasst. Darin beschreiben sie die exemplarische Umsetzung der Systemarchitektur des Forschungsprojektes [externer Link] Sichere Inter-Netzwerk Architektur (SINA) für ein Sicherheitsgateway auf Mikrokernbasis. Dessen Komponenten laufen in separaten Adressräumen ab und sind so voreinander geschützt. SINA befasst sich mit der Entwicklung einer Architektur zum Fernzugriff auf vertrauliche Dokumente von vergleichsweise gering geschützten Client-Systemen aus. Derzeit ist die Hardware-Variante von SINA für die Übertragung von Verschlussachen (VS) bis zum Grad "Geheim" zugelassen.

Erstmals wurde in diesem Jahr auch die beste studentische Arbeit auf dem BSI-Kongress ausgezeichnet. Der Preisträger Oliver Stecklina (Brandenburgische TU Cottbus) hat mit seiner Diplomarbeit zum Thema Realisierung geschützter Speicherbereiche für Funktionen des Linux-Systemkerns einen Beitrag zum anspruchsvollen Ziel zuverlässiger und sicherer Betriebssysteme vorgestellt. Er beschäftigt sich mit der Entwicklung eines erweiterten Speichermanagements auf der Basis des [externer Link] Fiasco-Mikrokerns. Eine kontrollierbare und vertrauenswürdige Speicherverwaltung ist wichtige Voraussetzung für die Manipulationssicherheit ausführbarer Programme.

[Foto der Preisträger]
BSI-Präsident Dr. Udo Helmbrecht (ganz links) mit den Preisträgern der Best Papers Awards des diesjährigen BSI-Kongresses (v. l. n. r.): Oliver Stecklina, Dr. Andreas Westfeld, Erik Neumann und Martin Schmucker.

Der zweite Platz der Best Papers Awards ging an Erik Neumann (media transfer GmbH). Sein Beitrag Multicast-Anwendungen auf Basis von IPSec verbindet zwei Themen, die bisher eher einzeln gesehen worden sind. Während IP Multicast die notwendige Bandbreite beim Versand des gleichen Inhalts an viele Ziel-Adressen reduziert, dient IPSec dem Schutz der Datenströme. Die Kombination beider Techniken ermöglicht somit das gesicherte Aussenden an viele Teilnehmer. Anwendungsszenarien wären beispielsweise vertrauliche Telefonkonferenzen oder Pay-TV.

Als dritter Gewinner wurde Martin Schmucker (Fraunhofer IGD) für seinen Beitrag zu Digitale Wasserzeichen: Benchmark und neue Forschungsergebnisse ausgezeichnet. Er diskutiert darin die Entwicklungen im Bereich Wasserzeichenverfahren für Notenblätter. Dabei wurden bewährte Verfahren auf ein neues Gebiet übertragen, da bislang digitale Wasserzeichen nur bei Ton und Bild Verwendung fanden. Bei Schmucker steht laut Laudatio die Synthese von abstrakter Technik und der Darstellung künstlerischer Inhalte im Vordergrund.

"Alle Preisträger leisten mit ihren sowohl wissenschaftlichen als auch sehr praxisorientierten innovativen Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der IT-Sicherheit", lobte Dr. Udo Helmbrecht, Präsident des BSI, während der Preisverleihung. Die <kes> wird die ausgezeichneten Beiträge in den kommenden Ausgaben abdrucken und anschließend auch auf <kes> online bereitstellen.

Sämtliche Vorträge des 8. Deutschen IT-Sicherheitskongresses sind im Tagungsband IT-Sicherheit im verteilten Chaos enthalten, der im SecuMedia Verlag erschienen ist und über den Buchhandel oder online über den [externer Link] SecuMedia-Buchshop bezogen werden kann (49,10 €, ISBN 3-922746-49-7).