Thema der Woche

24. März 2003

Branche zwischen Hoffen und Bangen

Kaum gab es zum Abschluss der CeBIT optimistische Meinungen zur Entwicklung der Informationswirtschaft und Telekommunikation (ITK), da hat der US-Marktforscher IDC laut PTE angesichts des Irak-Krieges seine Prognosen nach unten revidiert. Demnach würden die IT-Ausgaben in diesem Jahr statt um 8–9 % lediglich um rund 3,7 % zulegen, erklärte IDC-Analyst Stephen Minton in Boston.

Als größtes Versprechen für die Zukunft bezeichnete Minton das leichte Anziehen des Hardware-Sektors, der im vergangenen Jahr um 11 % geschrumpft war. 2004 erwarte man ein geringes Wachstum um 2,8 % auf 335 Mrd. US-Dollar: "Es gibt jede Menge alte Geräte bei den Firmen, die erneuert werden müssen", sagte Minton. Der Software-Bereich werde am stärksten zulegen, im laufenden Jahr um knapp 5 % auf 186 Mrd. US-Dollar. IT-Services wird ein vierprozentiges Wachstum auf 368 Mrd. Dollar vorausgesagt.

Die Prognosen sind nach IDC-Angaben jedoch mit einem erheblichen Unsicherheitsfaktor ausgestattet: Makroökonomische Faktoren wie der Krieg im Irak könnten den IT-Markt noch erheblich beeinflussen. Seinen Vorhersagen hat IDC die Annahme zugrunde gelegt, dass der Irak-Krieg sechs Monate dauern und ohne massive Katastrophe zu Ende gehen würde. Sei dies nicht der Fall, so würden steigende Ölpreise und schwindendes Konsumentenvertrauen zu einem neuerlichen Rückschlag bei den IT-Ausgaben führen.

Der Irak-Konflikt hatte auch auf die CeBIT deutliche Auswirkungen, vor allem in der zweiten Messehälfte, in der erheblich weniger Besuch aus den USA und Asien zu verzeichnen gewesen sein soll. Zudem hatten etliche Mitarbeiter ausstellender Unternehmen aus den USA, dem Nahen Osten und Asien zum Teil vorzeitig die Rückreise angetreten. Dennoch gab es zum Messeabschluss positive Nachrichten: War noch im Vorjahr auf der Kundenseite Kaufzurückhaltung zu registrieren, so hat sich laut Veranstalter Deutsche Messe AG in diesem Jahr der Nachholbedarf bemerkbar gemacht. Die CeBIT-Aussteller konnten auf der Messe rund 10 % mehr Aufträge verzeichnen als im Vorjahr.

Die Besucherzahl war mit rund 560 000 gegenüber 674 000 im Vorjahr zwar deutlich gesunken, aber dafür seien mehr als 43 % mit konkreten Investitionsabsichten nach Hannover gekommen. Die Besucher seien höher qualifiziert sowie besser informiert gewesen. Somit scheint die CeBIT erreicht zu haben, was seit einigen Jahren als Ziel zu vernehmen war: Weniger schaulustige Massen und dafür eine Betonung der Besucher-Qualität.

Sowohl die auf der Messe vollzogenen Geschäftsabschlüsse als auch die optimistischen Erwartungen bezüglich des Nachmessegeschäftes fanden zudem Niederschlag in der Einschätzung der wirtschaftlichen Situation der CeBIT-Branche. Dieser Optimismus hat, anders als in den Vorjahren, im Verlauf der acht CeBIT-Tage ungeachtet der sich verschärfenden weltpolitischen Lage sogar zugenommen: Noch zum Messebeginn beurteilten nach Informationen der Deutschen Messe AG nur 37 % der ausstellenden Unternehmen die konjunkturelle Situation der Branche günstig bis sehr günstig, zum Abschluss der Messe stieg dieser Wert auf nahezu 40 %.