Thema der Woche

29. Juli 2002

TeleTrusT-Orientierungshilfe für Biometrie

Nach welchen Kriterien sollen Anwender sich für eine biometrische Lösung entscheiden? Wie kann man die verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Systeme miteinander vergleichen? Wer versucht, sich zu diesen Fragen eine Meinung zu bilden, bleibt selbst nach der Lektüre von Fachliteratur oftmals ratlos. Die [externer Link] TeleTrusT-Arbeitsgruppe "Biometrische Identifikationsverfahren" möchte mit einer aktualisierten und erweiterten Auflage ihres Kriterienkataloges hilfreiche Orientierung bieten.

"Die Leistungsfähigkeit verfügbarer biometrischer Systeme ist auf der Basis der – oftmals äußerst widersprüchlichen – Informationen nicht seriös einzuschätzen." Zu diesem Fazit kam ein im Februar veröffentlicher [externer Link] Sachstandsbericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag ([externer Link] auch kpl. als PDF erhältlich). Er stellt weiter fest: "Eine vergleichende Evaluation ist schwierig".

Genau dieses Informationsdefizit will der vor wenigen Tagen neu erschienene "Kriterienkatalog zur Vergleichbarkeit biometrischer Verfahren" beseitigen. Er verknüpft laut TeleTrusT das Wissen von Experten aus den unterschiedlichsten technischen, rechtlichen und gesellschaftspolitischen Bereichen. Das Autorenteam setzt sich zusammen aus Herstellern unterschiedlicher biometrischer Systeme, Test- und Zertifizierungsinstanzen, Systemhäusern, universitären Einrichtungen, Verbraucher- und Datenschutzverbänden, weiteren öffentlichen Stellen sowie Anwendern.

Die Dokumentation richtet sich an potenzielle Anwender, die erstmals biometrische Verfahren einsetzen möchten oder sich unabhängig von einem konkreten Problem über alle relevanten Aspekte eines Einsatzes informieren wollen. Als aussagekräftiges Qualitätsmerkmal biometrischer Produkte gelten vor allem typische Fehlerraten; ihrer Interpretation widme sich der neue Kriterienkatalog daher in ausführlicher Form. Aus Sicht des Nutzers stünden hingegen Bedienungsfreundlichkeit, Kosten, geringe Störanfälligkeit und Sicherheit im Kontext zur spezifischen Anwendung im Vordergrund. Organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen seien ebenso zu berücksichtigen wie die Akzeptanz des eingesetzten Systems durch die Nutzer. Der Kriterienkatalog erläutere zudem die Aspekte des Verbraucher- und Datenschutzes sowie weitere rechtliche Gesichtspunkte.

Trotz allem lautet das Fazit von TeleTrusT: Wer einfache Antworten sucht, wird enttäuscht sein. Es gebe schlichtweg kein bestes biometrische System für alle Anwendungen. Wer sich jedoch überlege, für eine bestimmte Aufgabe ein biometrisches Verfahren einzusetzen, finde wertvolle Hinweise sowohl zu den technischen Gegebenheiten als auch zu den rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Vergleich biometrischer Verfahren sei zwar komplex, aber keineswegs unmöglich.

Der [externer Link] Kriterienkatalog ist im Internet kostenlos erhältlich. Ab Mitte August 2002 soll der Kriterienkatalog auch in gedruckter Form gegen anteilige Herstellungskosten über die TeleTrusT-Geschäftsstelle zu beziehen sein.