Thema der Woche

10. Juni 2002

Linux für die öffentliche Verwaltung "nicht mehr aufzuhalten"

Brigitte Zypries, Staatssekretärin im [externer Link] Bundesinnenministerium (BMI), hat in ihrer [externer Link] Eröffnungsrede zum Linux-Tag 2002 in der letzten Woche betont: "Die Signale für Linux auf den Büroarbeitsplätzen der öffentlichen Verwaltung stehen auf grün, der Zug ist nicht mehr aufzuhalten." 2002 bezeichnete sie als ein Jahr wichtiger Weichenstellungen für mehr Linux-Systeme; in den Jahren 2003 bis 2004 werde eine Migrationwelle bevorstehen, da "die Pflege für das in der Verwaltung weit verbreitete Betriebssystem Windows NT durch Microsoft gekündigt worden ist und damit auch die Ablösung dieses Systems bevorsteht."

Schon bisherige Entscheidungen hätten gezeigt, dass am Ende dieser Migrationwelle viele der heutigen Windows-Server Linux-Server sein werden. Zypries erwarte sogar, dass Linux zum führenden Server-Betriebssystem der öffentlichen Verwaltung wird, bei den Arbeitsplatzcomputern gab sie sich nicht so optimistisch: "Hier zeigen die bisherigen Entscheidungen, dass die IT-Verantwortlichen hinsichtlich der Realisierbarkeit von Linux-Arbeitsplätzen noch sehr skeptisch sind. Ich würde mir allerdings wünschen, dass zumindest ein merklicher Anteil der Arbeitsplätze auf Linux migriert. Aus meiner Sicht wären 5 bis 10 % hier schon ein großer Erfolg."

Bei den Migrationsentscheidungen handele es sich ohnehin oft um Kompromisslösungen, die zu gemischten Windows/Linux-Systemen führen: "Wir halten diese Entscheidungen aber für völlig richtig. Unser Ziel ist ja nicht die Ablösung der reinen Windows-Welt durch die reine Linux-Welt. Unser Ziel ist die Unabhängigkeit von einzelnen Softwareherstellern und Koexistenz unterschiedlicher Systeme. Der Nutzen gerade der Kompromissentscheidungen liegt darin, dass sie faktischen Druck zur Einhaltung von Standards und zur Offenlegung von Schnittstellen erzeugen, weil das für die Interoperabilität der Systeme Voraussetzung ist", betonte Zypries.

Besonders gefreut habe sie sich, dass man der Open Source Community mit dem Projekt [externer Link] Ägypten etwas zurückgeben könne. Damit habe das [externer Link] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zum ersten Mal ein Entwicklungsvorhaben nach den Grundsätzen der freien Softwareentwicklung durchgeführt. Im Projekt [externer Link] SPHINX sind zuvor E-Mail-Verschlüsselungslösungen für Microsoft Windows entwickelt worden, "Ägypten" soll entsprechende Programme für andere Betriebssysteme und E-Mail-Clients liefern, [externer Link] allen voran Linux mit KMail und Mutt. Die entstandene Software werde unter die General Public License (GPL) gestellt und damit in allen anderen OSS-Projekten einsetzbar sein. Zypries will Zeichen setzen: "Ich hoffe, dass wir damit auch anderen Stellen in der Verwaltung gezeigt haben, wie man hier erfolgreich vorgehen kann und dass das Beispiel Schule machen wird."