Thema der Woche
21. April 2002
Zu wenig Datenschutz – zu wenig Sicherheit
Das Unabhängige Landeszentrum für
Datenschutz (ULD) Schleswig-Holstein beklagt in seinem
24. Tätigkeitsbericht sowohl Datenschutzdefizite als auch
Sicherheitsmängel:
- Bei der Überprüfung von Apotheken stellte sich
heraus, dass dort Patientendaten in großem Stil
missbräuchlich verwendet wurden. Ohne Kenntnis der Kunden und
ohne Rechtsgrundlage wurde über Jahre hinweg gespeichert, wer
wann welches Medikament bekommen hat.
- Auch die Stichproben in öffentlich zugänglichen
Müllcontainern von Behörden und Kliniken förderten
wieder brisante Unterlagen zutage.
- Bei online durchgeführten Kontrollen von Rechnern der
Universität Kiel mit Internetanschluss wurden gravierende
Lücken festgestellt. Ohne viel Aufwand konnte jeder
Internetsurfer Unterlagen aus der Rechnungsführung (z. B.
Abrechnungen mit Professoren aus der Personalführung, Vermerke
über dienstliche Auffälligkeiten, Abmahnungen,
Stellenpläne mit Geburts- und Vergütungsdaten),
Prüfungsergebnisse, persönliche Beurteilungen und private
und dienstliche E-Mail abrufen. Die Lücken wurden umgehend
geschlossen.
- Die Liste wird vervollständigt durch Sicherheitsrisiken
beim elektronischen Grundbuch, Inbetriebnahme des Landesnetzes ohne
Sicherheitskonzept und Freigabe, fehlendes Sicherheitskonzept auch
im dritten Jahr des auf private Betreiber übertragenen
Telefonnetzes des Landes, Wildwuchs der PC-Welt in einer
großen Stadt in Schleswig-Holstein mit der Folge eklatanter
Sicherheitsmängel
Der Aufzählung kritischer Punkte stehen aber auch eine
ganze Reihe positiver Entwicklungen gegenüber. In vielen im
Bericht einzeln aufgeführten Fällen wurden in Sachen
Datenschutzz kontinuierlich Verbesserungen erreicht. Auch die
bisherigen Erfahrungen mit dem Datenschutzaudit und dem
IT-Gütesiegel werden als positiv bewertet.
Massive Klage führt der Bericht über einen
"Rückfall in alte Denkschablonen nach dem 11.
September". Es sei beunruhigend zu beobachten, mit welch
leichter Hand der Datenschutz in den Köpfen vieler Politiker
nach den Anschlägen "tiefer gehängt" wurde.
Insgesamt habe die Reaktion der Politik auf den 11. September das
ungute Gefühl hinterlassen, dass Datenschutz und damit die
Grundrechte schlechthin bei manchen Politikern als Luxus gelten,
den man sich nur bei schönem Wetter leisten will.
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