Thema der Woche

4. März 2002

Digitale Signatur in Österreich

Die [externer Link] Wirtschaftskammern Österreichs (WKÖ) wollen in den kommenden zehn Monaten 100 000 österreichische Unternehmen mit den technischen Grundlagen für den Einsatz der digitalen Signatur ausstatten. Der Startschuss dazu fiel am 1. März mit der Vorstellung einer Chipkarte zur digitalen Signatur rechtsverbindlicher Geschäfte im Internet. "Wir wollen einen weiteren Schritt, weg von der Papier-basierten Welt hin zu einer E-basierten", erklärte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl vor Journalisten.

Umgesetzt wird die elektronische Unterschrift, die dem Österreichischen Signaturgesetz und der EU-Richtlinie zur digitalen Signatur entsprechen soll, von [externer Link] A-Trust, einer gemeinsamen Tochtergesellschaft der österreichischen Banken und Interessensvertretungen der Wirtschaft. Dieses Unternehmen gibt die benötigten Chipkarten aus und fungiert als Trust-Center. Dabei stehe vor allem die einfache Abwicklung im Mittelpunkt, so Leitl. Nach seinen Angaben verzichten 44 Prozent aller österreichischen Internet-User wegen Sicherheitsbedenken auf E-Commerce-Angebote; zurzeit werden nur 2,5 Prozent aller Umsätze der österreichischen Wirtschaft im E-Commerce erzielt. Mit der digitalen Signatur hofft die Wirtschaftskammer den Jahresumsatz im E-Commerce innerhalb der kommenden zwei Jahre auf 16 Mrd. Euro steigern zu können.

"Die Kunden schreien nach Rechtssicherheit", erklärte Robert Krickl, Aufsichtsratsvorsitzender von A-Trust, und kündigte erste Anwendungen für die digitale Signatur im Bankenbereich für das zweite Halbjahr an. Mittelfristig strebe A-Trust eine Verschmelzung der Bankomat-Karte mit der Chipkarte für die digitale Signatur an. 2003 sollen bereits die ersten Vorversuche laufen, ab 2004 sollen dann Bankomat-Karten mit Signatur-Funktion erhältlich sein. "Diese Anwendung bietet sich an, die Banken haben 30 Jahre Erfahrung mit Karten", so Krickl. A-Trust befinde sich zurzeit in Verhandlungen, um seine Lösung für die digitale Signatur auch in anderen Mitgliedsstaaten der EU anzubieten.

Neben dem Einsatz in der Wirtschaft sieht Leitl durch die Einführung der digitalen Signatur vor allem Einsparungspotenzial in der öffentlichen Verwaltung und den Sozialversicherungen. Dieser Meinung schloss sich auch Österreichs Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer an: "Die digitale Signatur ist eine Meilenstein in der Umsetzung in der Verwaltungsreform." Die Österreichische Bundesregierung will sich allerdings nicht auf einen einzigen Anbieter für digitale Signaturen festlegen. Ähnlich der deutschen Initiative [externer Link] Bund Online 2005 will auch Österreichs Regierung bis 2005 alle Amtswege über das Internet anbieten können. Im Anschluss an die Pressekonferenz überreichte A-Trust-Chef Krickl der Vizekanzlerin und dem WKÖ-Präsidenten die ersten gültigen Signaturkarten als "Symbol für den Aufbruch in ein neues Zeitalter".