Thema der Woche

20. August 2001

US-Gesetz behindert Sicherheit

Der niederländische Kryptologe Niels Ferguson hat nach eigenem Bekunden drastische Fehler in Intels externer Link High-bandwidth Digital Content Protection System (HDCP) gefunden, das Videosignale zum Schutz vor unerlaubtem Kopieren verschlüsselt. Aus Angst vor straf- und zivilrechtlichen Folgen aus dem US-amerikanischen Digital Millennium Copyright Act (DMCA) hat sich Ferguson allerdings entschieden, seine Ergebnisse nicht zu veröffentlichen. Statt dessen hat er externer Link ein Essay verfasst, in dem er die erzwungene Selbstzensur und Beschränkung der Forschungsfreiheit durch ein fremdes Rechtssystem kritisiert.

Fergusons Befürchtungen, im Zweifel auch während eines kurzen Aufenthalts in den USA verhaftet zu werden, sind dabei nicht grundlos: Erst letzten Monat war der Russe Dmitry Sklyarov im Anschluss an die DefCon-Hacker-Konferenz in Las Vegas wegen vermeintlichen Verstoßes gegen den DMCA von den US-Behörden festgesetzt worden - Sklyarov wurde mittlerweile gegen Kaution freigelassen. Und in einem externer Link SecurityFocus-Interview äußerte externer Link EFF-Anwalt Robin Gross, dass Ferguson vermutlich auch belangt werden könnte, wenn er seine Ergebnisse weder in "Hacker-Tools" einfließen ließe noch in den USA entsprechende Vorträge hielte - die Publikation im Ausland genüge wahrscheinlich für ein Verfahren. Dabei müsste noch nicht einmal Intel selbst klagen: Jede Organisation, die sich durch Fergusons Ergebnisse geschädigt fühlt, könnte in den USA gerichtliche Schritte gegen ihn einleiten.

Ferguson vermutet, dass in Kürze jemand anderes, der weniger häufig in die USA reist oder schlichtweg weniger zu verlieren hat, seine Ergebnisse nachvollziehen und publizieren könnte. Die Fehler in HDCP seien nicht schwierig zu finden: Ein erfahrener Informationstechniker könne binnen zwei Wochen mit vier Computern und 50 HDCP-Displays den kryptographischen HDCP-Master-Key berechnen. Damit sei es anschließend möglich, jegliche HDCP-"geschützten" Filme zu entschlüsseln und die digitale Identität einer beliebigen HDCP-Einheit zu übernehmen.

Normalerweise würde man erwarten, dass Firmen fehlerhafte Produkte korrigieren, die ihnen und ihren Kunden Schaden zufügen können. Beim Urheberrechtsschutz sieht der DMCA jedoch vor, dass fehlerhafte Produkte und ihre Hersteller vor der Veröffentlichung der Fehler geschützt werden - was naturgemäß niemanden davon abhalten wird, existierende Schwachstellen in krimineller Absicht auszuschöpfen. In aller Regel kann man davon ausgehen, dass nicht nur rechtschaffene Forscher, sondern auch kriminelle Angreifer vorhandene Sicherheitslücken finden.

Laut SecurityFocus ist Intel zuversichtlich, was die krytographische Stärke seines Verfahrens angeht. Es wären bereits mehfach Berichte eingegangen, deren Urheber HDCP gebrochen haben wollten, keiner davon hätte jedoch Bestand gehabt. Wenn der Beweis unter Strafe steht, dürfte es allerdings auch schwer werden, ihn zu führen ...