[ Porträtfoto: Norbert Luckhardt] Weniger ist mehr?!

Ordnungsmerkmale

erschienen in: <kes> 2007#5, Seite 3

Rubrik: Editorial

Balance ist gar nicht so leicht – beim Grübeln über "zu wenig" und "zu viel" gelangte ich zu folgenden Erkenntnissen:

Hat Sie das überzeugt? Wenigstens angesprochen? Nicht? Gut – damit ist Punkt 2 wohl bereits bewiesen. "Minimalität" sollte immer relativ verstanden werden, mit Bezug auf das angestrebte Ziel und die Anforderungen der Umgebung. Beschränkungen sollten auf das Sinnvolle zielen, bei Bedarf auch auf das Notwendige – das bedeutet aber nicht automatisch "auf das Aller-Nötigste". Ansonsten gehen bei der Minimierung der Risiken womöglich auch alle Chancen verloren. Insofern: Weder Web 2.0 noch eine ansprechende Präsentation sind überflüssig, denn sie bringen den Menschen Inhalte näher als das eine bloße Aufzählung könnte. Das gilt sowohl im Internet als auch bei Weiterbildungen, Richtlinien und so fort.

Umgekehrt sollte man es aber auch nicht übertreiben: Um sich die Gedanken dieser Seite näher bringen zu lassen, sollten Sie sich (zumindest in aller Regel) nicht in ein Multiplex-Kino nötigen lassen, wo eine halbstündige, hollywoodreife Produktion Ihnen multimediale Sensationen um Augen und Ohren haut und Schreckensvisionen à la Final Destination einimpft, um vor dem drohenden Armageddon im Next Generation Web zu warnen. Und wer würde wohl einwilligen, sich zur noch intensiveren Präsentation und verlustfreien Gedanken-Übertragung vollverkabeln zu lassen – womöglich von einem x-beliebigen, dahergelaufenen oder zufällig aufgefundenen Aufklärer?

Im Browser sieht die Welt oft anders aus: Da hat www.voll-daneben.de nicht selten genauso viele Rechte wie der Server der Hausbank, da kann eine infiltrierte oder von Natur aus böswillige Seite genauso viel nutzen oder schaden wie das präferierte E-Business-Portal – zumindest bei den weitaus meisten Heimanwendern. Und vermutlich haben auch etliche Unternehmen vor dem Aufwand einer Rechteverwaltung fürs WWW kapituliert. Natürlich können auch andere Sicherheitsmechanismen die Gefahren aus dem Web begrenzen. Aber sollte man nicht unnötige Drahtseilakte besser von vornherein vermeiden anstatt auf das (Fang-)Netz zu vertrauen? Meine Meinung: siehe Punkt 4.