[ Porträtfoto: Peter Hohl] Zwei Sicherheiten

Ordnungsmerkmale

erschienen in: <kes> 2005#5, Seite 3

Rubrik: Editorial

Man kann bekanntlich Tausende von Krankheiten haben, aber nicht einmal zwei Gesundheiten. Man ist gesund oder man ist es nicht. Auch Eigenschaften wie "lückenlos" oder "sicher" lassen sich weder teilen noch vervielfältigen. Und doch tun zwei große Gruppen von Fachleuten seit Jahren so, als gäbe es zwei Sicherheiten – und als genüge ihnen eine davon: einerseits die klassische Security mit Zäunen, Toren, Alarmanlagen, Videoüberwachung und Wachschutz, andererseits die IT-Sicherheit mit Passwörtern, Verschlüsselung, Firewalls, Virenabwehr und Authentifizierung.

Dabei wird von Jahr zu Jahr deutlicher, dass diese Trennung ihre einzige Rechtfertigung in den jeweils unvollständigen Kenntnissen ihrer Verfechter hat. Chipkarten und Biometrie schützen Räume ebenso wie IT-Systeme. IT-Netze transportieren zunehmend Sprachkommunikation (vgl. S. 36), die bisher von den klassischen Security-Abteilungen gegen Wirtschaftsspione geschützt wurde – ähnliches gilt für Video und Alarmsignale. Zudem setzt sich endlich die Erkenntnis durch, dass Rechner nicht nur von Hackern und Viren bedroht sind, sondern dass sie üblicherweise in Räumen stehen – Räume, die Türen und Fenster haben und ganz klassische Angriffe vor Ort ermöglichen.

Zwei Messen sind angetreten, die Trennung in zwei Sicherheiten aufzuheben. Auf der IT-SecurityArea der SYSTEMS (s. S. 44) arbeiten hieran gleich zwei Sonderflächen: RZ-live präsentiert Brandschutz und Schleusen, Ausweiskarten und Klimatisierung, Energieversorgung und Betriebsüberwachung. Und ein Aktionsstand des Bayerischen Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) liefert Kontakte zu Anbietern klassischer Security von der Alarmanlage bis zur Bewachungsdienstleistung. Im Oktober nächsten Jahres wird zudem die Security in Essen im Rahmen eines neuen Kongress-Konzeptes erstmals Trendthemen auf einem offenen Forum beleuchten. Schon jetzt steht fest, dass dort auch die IT-Sicherheit ihren Platz findet.

In München kann die klassische Security mit den IT-Sicherheits-Verantwortlichen eine zusätzliche wichtige Zielgruppe erreichen. In Essen hat die IT-Sicherheit die Chance, mit den Security-Managern neue Missionare zu gewinnen, die die Motivation für mehr Sicherheit in die IT-Abteilungen ihrer Unternehmen tragen. Das Ziel: eine Sicherheit.

Herzlichst Ihr Peter Hohl