Kontrolle ist besser Business Activity Monitoring auf der Integrationsebene

Ordnungsmerkmale

erschienen in: <kes> 2005#1, Seite 76

Rubrik: Management und Wissen

Schlagwort: Business Activity Monitoring

Zusammenfassung: Betriebsrisiken zu vermeiden bedeutet auch, Geschäftsprozesse zu überwachen. Hierbei kann ein Business-Activity-Monitoring-Prozess helfen, der auf der Integrationsebene von Transaktionen und Applikationen ansetzt.

Autor: Von Richard Spong, London

Die umfassende Integration von Geschäftsprozessen im Sinne eines universellen und sicheren Datenaustauschs mit Partnern und Kunden, aber auch innerhalb des Unternehmens, ist nach wie vor eine Herausforderung. In den Bereichen automatische Inhaltsanalyse, Datenabstimmung, effiziente Bearbeitung von Ausnahmen sowie Datenübertragung zwischen verschiedenen Anwendungen sind jedoch zurzeit große Fortschritte zu erkennen. Mit immer ausgefeilteren Lösungen lässt sich die automatisierte Übertragung von Transaktionen und Informationen zwischen Systemen, Abteilungen und Finanzorganisationen erheblich weiter entwickeln. Man kann sagen, dass der Workflow bei vielen Geschäftsprozessen mittlerweile tatsächlich "fließt". Dennoch: Für viele Organisationen war (oder ist) es ein weiter Weg dorthin. Und durch den Anspruch, das eigene Risikomanagement immer weiter zu verbessern, entstehen stets neue Integrations-Herausforderungen.

Hierbei stellt nicht zuletzt die Einhaltung der Best Practices zur Vermeidung von Betriebsrisiken neue Ansprüche an die Technik – nicht nur, aber besonders im Finanzsektor. Systeme müssen entweder in der Lage sein, sich selbst zu kontrollieren, oder die genutzte Technik muss im Rahmen eines Business-Activity-Monitoring-Prozesses (BAM) überprüft, bewertet und kontrolliert werden. Die Basisanforderungen sind im Prinzip relativ einfach zu realisieren: Dazu ist es notwendig, alle möglichen Ursachen für Störungen betrieblicher Abläufe zu identifizieren, die werthaltige Transaktionen betreffen. Die Wahrscheinlichkeit dieser Ursachen muss realistisch eingeschätzt und dann ein Plan entwickelt werden, wie man sie beseitigen oder umgehen kann. Außerdem gilt es, die Abdeckung der schwerwiegendsten finanziellen Risiken, die mit einem Ausfall verbunden wären, genau zu kalkulieren.

Im Zusammenhang des Business Processs Management (BPM) ist dieser letzte Teil der schwierigste. Durch erhebliche Investitionen lässt sich zwar auch das größte finanzielle Risiko quasi ausschließen. Die Kosten einer solchen Lösung können jedoch im Vergleich zu den finanziellen Folgen, die durch einen möglichen Betriebsausfall entstehen, astronomisch sein. Realistische Risiken müssen daher exakt eingeschätzt werden, damit man Kosten und geeignete Ausfall-Lösungen bewerten und budgetieren kann.

Monitoring auf Integrationsebene

Wenn Anwendungssysteme umfangreiche Input- und Ouput-Logfiles generieren, muss die Geschäftsprozess-Technologie in der Lage sein, diese Daten zu Monitoring-Zwecken auszuwerten. Viele Systeme generieren jedoch nicht beide Arten von Logs – und selbst wenn sie es täten, würde ein Systemausfall wahrscheinlich den Zugriff auf diese Daten verhindern. Die empfehlenswerteste Lösung liegt daher nicht in den Anwendungssystemen – so weit diese mittlerweile auch entwickelt sein mögen.

Stattdessen kann die Integrationsebene, die als unerlässliche Übertragungs-Middleware die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen disparaten Systemen ermöglicht, auch den ersten Warnhinweis bei einer Störung geben. Wenn ein Prozess ausfällt, alarmiert das System die entsprechenden Arbeitsstationen. Beim heutigen Stand der Technik ist jedoch mehr möglich: Ein Warnhinweis in Echtzeit, dass beispielsweise Transaktionen im Wert von zigtausend Euro in einem defekten System "eingesperrt" sind, ist schön und gut – besser wäre jedoch die Information, dass die Integrationsebene das Problem bereits löst.

BAM-Lösungen bilden keinen in sich geschlossenen Markt, sondern sind als logische Ergänzungen zum existierenden Produktportfolio aus anderen Bereichen heraus entstanden. So bieten heute die meisten Anbieter für CRM, SCM, Business Integration (BI) und Integration Broker Zusatzmodule an, die das Monitoring oder Auswerten von Abläufen ermöglichen. Die "reine Lehre" gibt dabei vor, dass der BAM-Prozess über eine unabhängige Integration verfügen muss, damit auch Ausfälle auf der primären Integrationsebene identifiziert und behoben werden können. Der BAM-Prozess ist aus dieser Sicht idealerweise eine zusätzliche Geschäftsprozess-Ebene.

Integration Broker bilden grundsätzlich den technischen Ablaufprozess ab und führen ihn über alle integrierten Systeme aus (End-to-End). Als Ergänzung kann man mittlerweile auch wichtige Messkriterien definieren, beispielsweise wie lange die Abwicklung eines definierten Prozesses dauern oder welches Volumen nicht unter- oder überschritten werden darf. Anhand dieser Parameter ist es möglich, die Performanz und Qualität der Prozesse zu überwachen und schon bei leichten Abweichungen die Ursache zu analysieren, noch bevor es zu einer Störung kommt. Die Voraussetzung für proaktives BAM ist die Erhebung der Prozessperformanz in Echtzeit; daher eignen sich die Integration Broker hierfür am besten.

Ergänzend oder alternativ können Prozess-Parameter zu bestimmten Zeitpunkten oder Prozessschritten punktuell extrahiert und in einem Monitor konsolidiert angezeigt werden. Hierzu eignen sich vor allem Integration Broker oder BI-Lösungen: Integration Broker haben den Vorteil, dass sich bei negativen Abweichungen von der Vorgabe Alarmierungs- oder Fehlerbehandlungsprozesse initiieren lassen. Bei BI-Lösungen hingegen liegt der Schwerpunkt auf der Analyse und der Visualisierung von Trends und Szenarien.

Elemente des Business Activity Monitoring

Sinnvolles Business Activity Monitoring ist letztlich so umfangreich, wie es die Unternehmensanforderungen nach der Formel "Betriebsrisiko versus Technologie-Investitionen" vorgeben. Zu den Komponenten einer BAM-Lösung gehören dabei sowohl Teile, die während des regulären Betriebs stetig arbeiten, als auch Teile, die erst im Störfall angestoßen werden.

Routine-Wartung

Zu den routinemäßig ablaufenden Komponenten gehören vor allem:

Der Bericht über die Aktivitätsmetrik ist besonders wichtig zur Kontrolle betrieblicher Risiken. Die BAM-Implementierung selbst stellt hierbei einen quantifizierten Schutz gegen den Ausfall von Prozessen dar. Der Bericht ermöglicht es dem Management darüber hinaus zu belegen, dass kontinuierlich und sorgfältig alle Stufen von echtem monetärem Risiko im Prozess überwacht und alle Richtlinien eingehalten werden.

Prozessausfall-Maßnahmen

Neben der kontinuierlichen Überprüfung der laufenden Prozesse und der Auswertung gewonnener Daten sollte die eingesetzte Lösung beim Ausfall eines Prozesses auch automatisch Gegenmaßnahmen einleiten, um Transaktionen zu schützen und den reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten. Zu diesen Maßnahmen gehören:

Die BAM-Implementierung kann außerdem dazu genutzt werden, periodische oder zeitlich festgelegte Betriebsfunktionen (z. B. Datenbank-Backups) automatisch auszulösen und die korrekte Ausführung solcher Prozesse zu bestätigen und aufzuzeichnen. Für hochwertige Geschäftsvorfälle, die eine kontinuierliche Echtzeitabbildung aller Prozesse rechtfertigen, ermöglicht eine "geteilte" BAM-Implementierung Abstimmungskontrollen zwischen beteiligten parallelen Prozessen und bietet in Echtzeit Auskunft über die Art und Ursache aller Abweichungen oder Fehler.

Eine BAM-Lösung muss nicht teuer sein und ist sicherlich gerechtfertigt, wenn die erforderlichen Investitionen im Vorfeld genau kalkuliert werden. Eine stufenweise Implementierung, die zunächst nur die großen Risiken bewertet und abdeckt, ist ebenfalls möglich. Die Kosten für eine solche Lösung sollten sich bereits durch die Berechnung der notwendigen Risikokontrolle rechtfertigen lassen. Die zusätzlichen Vorteile sind dann quasi kostenlos – und die Liste der möglichen Einsparungen durch den Einsatz einer solchen Technik ist lang.

Richard Spong ist Solutions Manager Financial Services EMEA bei Sterling Commerce ([externer Link] www.stercomm.de).