Coverscan des Leitfadens Leitfaden IT-Sicherheit – IT-Grundschutz kompakt

Ordnungsmerkmale

erschienen in: <kes> 2004#2, Seite 71

Rubrik: BSI Forum

Schlagwort: Grundschutz-Handbuch

Zusammenfassung: Das BSI hat sein Produktportfolio rund um das IT-Grundschutzhandbuch um den "Leitfaden IT-Sicherheit – IT-Grundschutz kompakt" erweitert. Er gibt einen kompakten Überblick über die wichtigsten organisatorischen, infrastrukturellen und technischen IT-Sicherheitsmaßnahmen. Er richtet sich an IT-Verantwortliche und Administratoren in kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Behörden.

Autor: Von Michael Mehrhoff, BSI, Bonn

Jeder kennt sie, die guten Vorsätze und Wünsche für das neue Jahr, die alljährlich in der Silvesternacht ausgesprochen werden. Die nachdenkliche Bilanz für das abgelaufene Jahr lässt aber bereits vermuten, dass man die Ziele wahrscheinlich wieder nicht erreicht. Warum ist das so? In der Regel sind die Ziele so hoch gesteckt, dass sie von vornherein zum Scheitern verurteilt sind: Sie erfordern ein Übermaß an Disziplin, sind zu kostspielig oder so zahlreich, dass man nicht weiß, womit man beginnen soll. Das normale Alltagsleben hält zudem viele Möglichkeiten der Ablenkung bereit und lässt keine Zeit für grundlegende, wohldurchdachte Änderungen der Gewohnheiten. Überforderung, Verdrängung und die Hoffnung, es werde schon nichts passieren, führen vielleicht dazu, dass erst dann konkrete Veränderungen eingeleitet werden, wenn es zu spät ist.

Mit der IT-Sicherheit verhält es sich ganz ähnlich: Bei vielen Unternehmen und Behörden sorgen die zunehmenden Gefahren, welche die IT-Nutzung zwangsläufig und unbestritten mit sich bringt, beständig für ein ungutes Gefühl. Berichte über Gesetzesänderungen oder zu erwartende Prüfungen der IT-Sicherheit vor einer Kreditvergabe erhöhen die Besorgnis. Trotzdem haben viele in der Praxis große Probleme, ein angemessenes Sicherheitsniveau zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Die Gründe sind vielfältig – und sehr menschlich. Weithin hat sich die falsche Auffassung verbreitet, dass IT-Sicherheit nur durch hohe Investitionen und hochqualifizierte Experten zu verbessern sei. Erschwerend kommt hinzu, dass technische Hintergründe selbst für Sicherheitsprofis kaum vollständig zu durchschauen sind. Halbwissen und "denglische" Schlagwörter beherrschen die Diskussion.

Reißerische Medienberichte tragen zudem zu einer Wahrnehmungsverzerrung bei, sodass Hacker und Spam-Mails als die größten Sicherheitsprobleme empfunden werden. Einige Berater sorgen für zusätzliche Verwirrung, indem sie technische Lösungen verkaufen, die allenfalls trendy, aber nicht angemessen, wirksam und kostengünstig sind. Da IT-Sicherheitsmaßnahmen zudem oft mit Einbußen bei Komfort und Funktionalität verbunden sind, folgt unweigerlich die – nur auf den ersten Blick – paradoxe Reaktion vieler Unternehmen und Behörden: Resignation, Verdrängung und die Hoffnung, dass Sicherheitsvorfälle nur die anderen treffen.

Eine zentrale Aufgabe des BSI ist daher die Aufklärung über Gefahren und Risiken der IT-Nutzung und das Aufzeigen angemessener Schutzmaßnahmen. Die Vermittlung von Grundlagen der IT-Sicherheit stellt dabei mindestens so hohe Anforderungen an Didaktik und Psychologie wie an technisches Detailwissen. Viele kleine Schritte ohne Anspruch auf einhundertprozentige Sicherheit führen manchmal schneller zum Ziel als ein zu ehrgeiziges Großprojekt, das aufgrund innerer Widerstände der Beteiligten oder zu knapper Budgets scheitert.

Gibt es nicht schon genug Literatur?

Wer sich die Mühe macht, sich umfassend über IT-Sicherheit zu informieren, steht zunächst ratlos vor der Vielzahl an mehr oder weniger geeigneter Literatur und unzähligen Internetfundstellen. Titel wie "Hacken für Anfänger" oder "Windows-Sicherheit leicht gemacht" helfen aber wenig bei dem Versuch, ein unternehmensweites IT-Sicherheitsmanagement aufzubauen. Umfangreiche Standardwerke wie das IT-Grundschutzhandbuch des BSI "erschlagen" den Leser auf den ersten Blick allein durch ihren Umfang. ISO-Standards sind teuer, nur auf umständlichen Wegen zu beziehen, schwer zu lesen und teilweise nur auf Englisch verfügbar. Schon die Suche nach einer geeigneten Vorgehensweise zur Verbesserung der eigenen IT-Sicherheit wird so zu einem teuren und zeitaufwändigen Abenteuer.

Besonders kleine und mittlere Institutionen mit beschränkten finanziellen und personellen Möglichkeiten wünschen sich deshalb einen leicht überschaubaren Einstieg in die IT-Sicherheitsthematik. Das BSI hat diesen Wunsch mit dem "Leitfaden IT-Sicherheit – IT-Grundschutz kompakt" aufgegriffen: Der Leitfaden gibt einen kompakten Überblick über die wichtigsten organisatorischen, infrastrukturellen und technischen IT-Sicherheitsmaßnahmen. Er richtet sich an IT-Verantwortliche und Administratoren in kleinen und mittelständischen Unternehmen und Behörden, an Einsteiger, eilige Leser sowie alle anderen, die einen Überblick über IT-Grundschutz wünschen oder Hilfe bei der inhaltlichen Gestaltung von Dienstleistungsverträgen suchen. Aber auch Berater und IT-Sicherheitsexperten können den Leitfaden sinnvoll zur Sensibilisierung von Vorständen, Geschäftsführern und Behördenleitungen einsetzen.

Zielsetzung

Die Grundidee des Leitfadens war es, die wichtigsten Fakten zur IT-Sicherheit komprimiert auf höchstens 50 DIN-A4- Seiten zusammenzufassen. Großer Wert wurde auf eine realitätsnahe, nachvollziehbare Darstellung gelegt. Im Mittelpunkt stehen organisatorische Maßnahmen und die Veranschaulichung von Gefahren durch Praxisbeispiele. Technische Sachverhalte werden zwar kurz angerissen, aber auf eine detaillierte Beschreibung wird bewusst verzichtet, damit der Leitfaden auch für technische Laien lesbar und interessant bleibt. Er ist somit kein "kleines" IT-Grundschutzhandbuch und kann dieses auf keinen Fall ersetzen oder überflüssig machen. Der Leitfaden gibt aber einen Kurzüberblick über IT-Grundschutz und soll zur vertieften Beschäftigung mit IT-Sicherheit motivieren. Das BSI möchte in erster Linie aufzeigen, dass die Erstellung und Umsetzung eines wirksamen und effektiven IT-Sicherheitskonzeptes nicht zwangsläufig unbezahlbar sein muss. Die wirksamsten Maßnahmen sind überraschend simpel und noch dazu oft kostenlos!

Gliederung

Der Zielumfang des Leitfadens wurde erreicht. Auf 42 Seiten erfährt der Leser, warum es sich lohnt, die IT-Sicherheit zu verbessern, was in der Praxis am häufigsten falsch gemacht wird, welche Sicherheitsmaßnahmen besonders wichtig sind und wo er über den Leitfaden hinausgehende Informationen und Hilfsmittel findet. Im Einzelnen gliedert sich der Leitfaden in die folgenden Themenkomplexe:

Die beiden zentralen Kapitel, in denen die häufigsten Versäumnisse und die wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen dargestellt werden, nehmen vom Umfang her die Hälfte des Leitfadens ein und sollen deshalb nachfolgend noch etwas ausführlicher beschrieben werden.

Die häufigsten Versäumnisse

Die Darstellung von typischen Fehlern und Versäumnissen ist ein wichtiges Kapitel des Leitfadens, da es dem Leser einen Blick in den Spiegel ermöglicht und Administratoren sowie Sicherheitsbeauftragte bei ihrer Argumentation gegenüber der Leitungsebene unterstützen kann. In der Praxis sind die folgenden zwölf Versäumnisse – nahezu unabhängig von Unternehmensgröße und Branche – besonders häufig anzutreffen:

Die wichtigsten Maßnahmen

Eine Liste mit "wichtigen" IT-Sicherheitsmaßnahmen kann kaum vollständig sein. Wichtig bei jeder Übersichtsdarstellung ist der "Mut zur Lücke", ohne dabei jedoch wesentliche Themen auszusparen. Die 50 für den Leitfaden ausgewählten Maßnahmen repräsentieren die Inhalte, die das BSI für wesentlich und unverzichtbar hält und die helfen, ein grundlegendes Verständnis von IT-Sicherheit zu vermitteln. Vielleicht hätten andere Autoren andere Schwerpunkte gesetzt. Beispielsweise "fehlen" Maßnahmen zur elektronischen Signatur, biometrischen Erkennung oder Intrusion Detection, da diese bereits ein sicheres Fundament voraussetzen und erst für IT-Anwender sinnvoll sind, die die grundlegenden Maßnahmen bereits umgesetzt haben sowie Zeit und Geld für sinnvolle Extras übrig haben.

Der zweite wichtige Gesichtspunkt bei der Darstellung der Maßnahmen war die Annahme von realistischen Randbedingungen. Die personellen und finanziellen Ressourcen vieler Institutionen lassen keine großen Investitionen in IT-Sicherheit zu. Da zudem nur selten ein ausreichendes Sicherheitsbewusstsein anzutreffen ist, spielt IT-Sicherheit bei Projektplanungen in der Praxis oft nur eine untergeordnete Rolle. Die ausgewählten Maßnahmen gliedern sich in die folgenden Bereiche:

Ausblick und Bezugsquelle

Der Leitfaden IT-Sicherheit kann von den Internetseiten des BSI unter www.bsi.bund.de/gshb/ in Deutsch und Englisch kostenlos heruntergeladen werden. Auf Veranstaltungen und Messen wird zudem regelmäßig eine gedruckte Fassung vom BSI verteilt.

Die Resonanz auf den Leitfaden IT-Sicherheit ist bisher sehr erfreulich. In den ersten vier Monaten nach Veröffentlichung wurden bereits circa 30 000 Exemplare elektronisch oder gedruckt beim BSI angefordert oder von der Webseite geladen.

Das BSI hofft, mit dem Leitfaden auch das IT-Grundschutzhandbuch bei kleineren und mittleren Unternehmen und Behörden bekannter zu machen. Um die Benutzerfreundlichkeit des IT-Grundschutzhandbuches weiter zu erhöhen und "Neueinsteiger" besser zu unterstützen, wurde zeitgleich mit dem Leitfaden der kostenlose Webkurs zum IT-Grundschutz auf den Internetseiten des BSI unter www.bsi.bund.de/webkurs/ veröffentlicht (s. a. <kes> 2004#1, S. 60). Im zweiten Quartal 2004 wird das BSI außerdem zahlreiche neue Musterrichtlinien und Beispielkonzepte als Hilfsmittel zum IT-Grundschutzhandbuch zur Verfügung stellen.

Der Autor ist per E-Mail unter Michael.Mehrhoff@bsi.bund.de zu erreichen.