Editorial

Porträtfoto Norbert Luckhardt

Zweiter Frühling

IDS, PKI, VPN – die "dreibuchstabigen Megatrends" der letzten Jahre sind nur relativ spärlich vom Markt angenommen worden. Auch die Biometrie hält immer noch einen so tiefen Winterschlaf, dass selbst die schrecklichen Vorkommnisse des 11. Septembers 2001 sie nicht wirklich wachrütteln konnten. Woran liegt die mangelnde Akzeptanz der neuen Technik? Zu teuer? Zu kompliziert? Zu punktuell? Zu unreif? Oder wurden die "innovativen Technologien" einfach nur zu vordergründig beworben, ohne auf die notwendigen Sicherheitsstrategien im Hintergrund hinzuarbeiten? Wurde zu sehr auf Infrastruktur gezielt, ohne die bestehenden Strukturen zu beachten, der die neuen Sicherheits-Tools dann dienen sollten?

Wie auch immer – es lohnt sicherlich mit etwas mehr Ruhe und Abstand erneut zu prüfen, was in einer konkreten Umgebung nicht nur technisch möglich, sondern auch angemessen ist, um Daten und Geschäftsprozesse zu sichern. Auch manche Anbieter der ehemals hype-trächtigen Technik haben inzwischen umgedacht und versuchen Euphorie durch Empathie zu ersetzen. Viele KES-Autoren haben für diese Ausgabe versucht, die Ursachen zu ergründen, die eine weitere Verbreitung von Intrusion Detection Systems, Public Key Infrastructures, Virtual Private Networks, von elektronischen Signaturen und biometrischen Verfahren beeinträchtigen. Die Ergebnisse reichen von rückblickender Bestandsaufnahme über Einblicke in konkrete Lösungen bis hin zu Ausblicken auf neue Systeme, die in den Startlöchern stehen. Gleichzeitig haben wir die Bedrohungslage hinterfragt, die entsprechende Investitionen eventuell erst rechtfertigt.

Und wo gäbe es eine bessere Zeit oder einen besseren Ort als die IT-SecurityArea auf der SYSTEMS, um nach Frühjahrsmüdigkeit, Sommerloch und Bundestagswahl neue Perspektiven für den Informationsschutz zu ergründen? Nur selten (wenn überhaupt) findet man so viele Security-Anbieter Schulter an Schulter, quasi in einem Supermarkt der Sicherheit. Insgesamt über 150 Unternehmen beteiligen sich in der einen oder anderen Form an der Area – 120 Anbieter treten als Aussteller oder Mitaussteller auf. Darüber hinaus bieten die 5000 Quadratmeter noch genug Fläche für zwei Vortragsbühnen, um die Messewoche auch in eine "Konferenzwoche" zu verwandeln.

In diesem Sinne wünschen wir allen Besuchern und Ausstellern einen heißen Herbst – vielleicht mit den Vorboten eines zweiten Frühlings für die neuen alten Sicherheitslösungen.

© SecuMedia-Verlags-GmbH, D-55205 Ingelheim,
KES 2002/5, Seite 3