SYSTEMS

IT-Sicherheit: Auftrieb oder Abwind?

Wenn selbst die CeBIT rückläufige Aussteller- und Besucherzahlen meldet, kann niemand mehr an der gedämpften Stimmung der ITK-Welt zweifeln. Gleichzeitig registrierten aber die Anbieter von IT-Sicherheit auf der CeBIT – wie schon im Herbst zuvor auf der SYSTEMS – einen spürbaren Auftrieb. Welcher Trend wird sich durchsetzen? Im Interview: Veronika Laufersweiler, verantwortlich für die IT-SecurityArea auf der SYSTEMS (14.–18.10.2002, München).

KES: Obwohl die gesamte SYSTEMS im Vorjahr als erste IT-Messe die Branchenkrise zu spüren bekam, hatte sich der Sicherheitsbereich in München verdoppelt und verzeichnete an allen Messetagen einen verblüffenden Besucherandrang. Erwarten Sie 2002 ein ähnliches Phänomen?

Laufersweiler: Mit Sicherheit wird auf der SYSTEMS wieder jede wichtige IT-Security-Frage beantwortet werden. Diese Aussicht motiviert die Fachleute zum Besuch der IT-SecurityArea, was wiederum für die Aussteller das Motiv zur Teilnahme ist. Wir gehen davon aus, dass wir in München erneut allein auf der Sonderfläche in Halle B1 mindestens 100 Aussteller auf über 5000 m² haben werden. Dazu kommen zahlreiche weitere Sicherheits-Anbieter in den übrigen Hallen.

Dieses Potenzial erlaubt es, den Besuchern mehr in Aussicht zu stellen als Hallen und Messestände. Der Branchenverband Bitkom – zusammen mit dem BSI und dem TeleTrusT e.V. ideeller Träger der IT-SecurityArea – wird beispielsweise auf einer deutlich vergrößerten Standfläche einen Überblick über Sicherheitsprobleme und Lösungen geben und von da aus die Besucher mit seinen Mitgliedsfirmen bekannt machen, die teils auf der Area selbst, teils in anderen Hallen ausstellen.

[Foto: Alex Schelbert /www.wildcard.de]
Keine Flaute in Sachen Sicherheit: Auch im schwierigen Herbst 2001 strömten die Besucher auf die IT-SecurityArea der SYSTEMS.

KES: Konkret: Wieviel Anmeldungen haben Sie bereits für die IT-SecurityArea vorliegen?

Laufersweiler: Das ist kein Geheimnis. Im Moment haben sich 84 Aussteller für die Sonderfläche in Halle B1 angemeldet. Veränderungen kann jeder Interessierte auf der Seite [externer Link] www.it-security-area.de/ausstell.htm live verfolgen. Auch in diesem Jahr wird es auf der IT-SecurityArea wieder eine Reihe von Premieren geben, weil Firmen wie beispielsweise Compumatica stark an Bedeutung gewonnen haben oder gerade neu gegründet wurden wie cirosec.

KES: Aber werden nicht andere, bisher bedeutende Namen fehlen?

Laufersweiler: Der Messeerfolg der Aussteller auf der IT-SecurityArea ist so signifikant höher als die Kosten, dass man schon sehr große Probleme haben muss, um sich diesen Auftritt zu versagen. Im letzten Jahr gab es ein marktführendes Unternehmen, das seine Teilnahme storniert hat, um Geld zu sparen. Das hat bei den Besuchern viele Fragen ausgelöst.

Ich denke, die jetzige Situation hat eine Sortierwirkung. Es gibt auf der einen Seite die Firmen, die sagen, in schwierigen Zeiten muss man mehr tun als sonst – und auf der anderen diejenigen, die meinen, in schwierigen Zeiten muss man klagen und warten, bis es besser wird. Wir freuen uns auf die erste Kategorie und nehmen der zweiten nichts übel.

KES: Was wollen Sie selbst mehr tun als sonst?

Laufersweiler: Wir werden die Marketing-Anstrengungen weiter erhöhen, insbesondere massiv in die Pressearbeit und die Besucherwerbung investieren – und damit selbst das tun, was wir auch unseren Kunden empfehlen. Wer ein gutes Produkt hat, muss das auch kommunizieren, dann wird er die schwierige Zeit nicht nur überleben, sondern am Ende sogar seinen Vorsprung vergrößert haben.

KES: Welche Rolle spielen dabei die Aktionsbühnen in der Messehalle?

Laufersweiler: Sie haben eine regelrechte Sogwirkung auf die Besucher. Anders als viele messebegleitende Kongresse, die die Besucher aus den Hallen abziehen, wirken die Vorträge auf den offenen Foren wie Magnete. Im letzten Jahr hatten die Referenten in fünf Tagen insgesamt ein 10 000-köpfiges Auditorium. 1 000 Zuhörer hinterließen ihre Visitenkarten, ebensoviele haben später die elektronisch bereitgestellten Vortragsunterlagen aus dem Internet bezogen. Da die Bühnen vorwiegend den Ausstellern zur Verfügung stehen, werden so wertvolle zusätzliche Kontakte generiert, die oft anschließend an den Ständen vertieft worden sind.

KES: Welche Themen ziehen am meisten?

Laufersweiler: Eindeutig das, was wir "Vorzugswissen" nennen: Hackertricks, technische Fallen und Gegenmaßnahmen. Beim Live-Hacking mit Sebastian Schreiber und Ulrich Emmert gab es morgens um 9:15 Uhr schon 300 Zuhörer, und wenn Jürgen Wittmann vom Verband für Sicherheit in der Wirtschaft über Abhörhandys und Tastaturspione sprach, waren es nachmittags um 17:00 Uhr ebenso viele.

Dazwischen kommen die Besucher häufig ganz gezielt zu "ihren" Themen, die lange vorher mit exakten Zeiten im Internet angekündigt sind ([externer Link] www.it-security-area.de/programm.htm) – manche haben den Security Guide in der Hand, unseren Messeplaner, der mit einer Auflage von 50 000 Exemplaren erscheint. Und nicht zuletzt macht auch der unübersehbare Andrang in den Foren Besucher spontan auf ein interessantes Thema aufmerksam.

KES: Und welcher Trend wird sich durchsetzen? Der Abwind der Gesamtbranche oder der Auftrieb für die Sicherheitsspezialisten?

Laufersweiler: Viele erwarten bereits jetzt für die Gesamtbranche eine positive Entwicklung. Für die IT-Security-Firmen sehe ich den Auftrieb auf jeden Fall. Aber wer daran teilhaben will, muss dort präsent sein, wo er stattfindet: im Herbst in München.

© SecuMedia-Verlags-GmbH, D-55205 Ingelheim,
KES 2002/2, Seite 65