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Bürgerkarte: Die Zeit ist reif!

BITKOM hat ein Konzept entworfen, um die Einführung einer Bürgerkarte in Deutschland voranzubringen. Neben der Initiative "Bund Online 2005" wäre somit eine "Bürgerkarte 2005" denkbar.

Die CeBIT 2002 hat deutlich gezeigt: IT-Sicherheit ist ein weiter wachsender Markt. Viele Technologien stehen in den Startlöchern und warten darauf, flächendeckend eingesetzt zu werden. Benötigt werden jedoch Anwender, die eine Vorbildfunktion zum Beispiel beim Einsatz von elektronischen Signaturen oder der Biometrie übernehmen. Die Zeit ist reif für die Umsetzung größerer und weit angelegter Projekte. Die Bundesregierung ist auf dem besten Wege dazu, ein solcher Keyplayer zu werden. Sie hat kürzlich den Kabinettsbeschluss für die Einführung von elektronischen Signaturen und Verschlüsselungen in der Bundesverwaltung verabschiedet (vgl. S. 19). Kurzfristig soll damit begonnen werden, jeden Arbeitsplatz in der Bundesverwaltung mit Verschlüsselungs- und Signaturmechanismen auszustatten. Auch das Projekt BundOnline 2005 beinhaltet zahlreiche Komponenten mit Sicherheitsfunktionen.

Benötigt wird nun aber auch ein konkretes Projekt, um die Bürger und Unternehmen – insbesondere aus dem Mittelstand – an die Nutzung der Sicherheitstechnologien heranzuführen. Die Einführung einer Bürgerkarte wäre so ein Projekt. Die Bürgerkarte ist ein weiterentwickeltes Ausweisdokument mit integriertem Chip, der neben der Aufnahme biometrischer Daten auch die Zertifikate für eine elektronische Signatur tragen sollte.

BITKOM hat ein Konzept entworfen, mit dem die Einführung einer Bürgerkarte in Deutschland vorangebracht werden soll. Den Start einer solchen Karte innerhalb der nächsten vier Jahre hält BITKOM für machbar. So wäre neben der Initiative "Bund Online 2005" auch ein Konzept "Bürgerkarte 2005" denkbar. Idealerweise ließen sich die Angebote und Bestrebungen des E-Government dadurch ergänzen. Zusätzliche Kosten könnte man durch Einsparungen beim E-Government kompensieren, das dann wirklich genutzt würde.

Der Nutzen einer derartigen Bürgerkarte wäre vielfältig. Ausgangspunkt aller Diskussionen war die Erhöhung der inneren Sicherheit und hier speziell die Erhöhung der Sicherheit von Ausweisdokumenten. Deutschland wäre durch die Einführung einer Bürgerkarte Schrittmacher für die europäische Sicherheitspolitik und könnte seine eigenen Vorstellungen international einbringen. Weitere Aspekte, die für eine Bürgerkarte sprechen, sind zum Beispiel die Erweiterungsmöglichkeit für zukünftige Dienstleistungen, etwa aus dem "Bund Online 2005"-Projekt, oder die abgesicherte Nutzung der Dienstleistungen öffentlicher Einrichtungen. Länder und Kommunen könnten profitieren, weil E-Government auf kommunaler Ebene forciert würde. Der Vorteil für die Bürger läge beispielsweise darin, rechtsverbindliche Verträge durch elektronische Signatur abzuschließen.

Mit der Einführung der Bürgerkarte wäre Deutschland nicht nur Technologieführer, sondern würde einen Rückstand gegenüber manchen anderen Ländern in diesem Bereich aufholen. Ausweiskarten mit integriertem Chip werden in einigen Ländern bereits eingesetzt, befinden sich in Pilotprojekten oder der Entwicklung. So beispielsweise in Italien (Bürgerkarte: Einführung 2002), Finnland (nationale ID-Karte: Einführung 2001 begonnen) oder Spanien (nationale ID-Karte mit und ohne Signaturfunktion).

Auch Ausweissysteme mit Chip, die zusätzlich biometrische Informationen gespeichert haben, sind heute keine Fiktion mehr, sondern werden bereits eingesetzt oder befinden sich in fortgeschrittenem Planungsstadium, wie etwa in Malaysia (Passport: Anwendung im Grenzverkehr nach Singapur), Südafrika ("Rentenkarte" mit Fingerabdruck seit 1998) oder dem Flughafen SCHIPOL/Niederlande (für Vielflieger und Flugpersonal: Einführung Oktober 2001).

Auf den Gebieten Chiptechnologie, Smart Cards, elektronische Signaturen und IT-Sicherheitsprodukten ist die deutsche Industrie im weltweiten Vergleich führend. In Deutschland befindet sich aber bislang noch kein vergleichbares Projekt in der Planungs- oder gar Umsetzungsphase.

Aufgrund der vorhandenen Sicherheitsarchitekturen bereiten die Speicherung biometrischer Daten und die Nutzung von elektronischen Signaturen technisch keine Probleme. Die für eine Fälschung benötigte Kompetenz wäre aber deutlich höher als bei herkömmlichen Ausweisdokumenten. Die Integration eines Chips verlangt vom Fälscher neben den klassischen Techniken zusätzliches Know-how. Insgesamt betrachtet, kann mit der chipbasierenden Lösung ein ganzheitliches Sicherheitskonzept ausgelegt und angewendet werden, bestehend aus Sicherheitskommunikationsprotokollen, sicheren Schreib-/Lesegeräten, sicheren Datenspeichern auf dem Ausweisdokument und im Schreib-/Leseterminal sowie sicheren Hintergrund-Netzwerk-Architekturen.

Vorteil der Chipkarten ist, dass durch den großen verfügbaren elektronischen Datenspeicher spätere Anpassungen, zum Beispiel Schlüsselllänge, mathematische Methoden und Auswerteverfahren jederzeit erfolgen können und damit die Gültigkeit des Ausweisdokuments entsprechend zeitlich verlängert würde. Trotz vorhandener und verfügbarer Technologie ist die Einführung eines neuen Ausweises nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen. Eine Umsetzung muss jedoch zügig angegangen werden. BITKOM schlägt daher die folgenden Schritte zur Einführung vor:

  1. Pilotprojekt in einem geschlossenen, behördlichen Umfeld,
  2. Wirtschaftlichkeitsanalyse einer nationalen Lösung,
  3. Prozessanalyse für eine Einführung der Bürgerkarte,
  4. Öffentliche Ausschreibung.
Weitere Informationen:

BITKOM
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.

Dr. Stefan Grosse, Referat IT-Sicherheit
Tel.: 0 30/2 75 76-2 42
Fax: 0 30/2 75 76-4 00
E-Mail: s.grosse@bitkom.org

Iris Köpke, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0 30/2 75 76-1 11
Fax: 0 30/2 75 76-4 00
E-Mail: i.koepke@bitkom.org

Internet: externer Link  www.bitkom.org

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KES 2002/2, Seite 14