Bedrohung

Business Recovery

Marktübersicht Ausweichrechenzentren

"Alle Räder stehen still, wenn mal die IT nicht will!" – das gilt in etlichen Unternehmen, falls die Computer streiken. Damit Systemausfälle keine verheerenden Folgen nach sich ziehen, gibt es für geschäftskritische IT-Prozesse externe Anbieter von Ausweichkapazitäten. Diese bieten heutzutage meist aber mehr als nur Hardwareersatz.

Sei es mobil oder ortsgebunden, mit oder ohne vorgehaltener Hardware, speziell für den Kunden eingelagert oder als allgemeiner Hardware-Pool: Beim Eintritt von Notfällen stehen die Ausweichrechenzentren und -flächen für die Vertragskunden bereit. Harry Pilatzek, Business Manager der HP Business Recovery Services, resümiert: "Der Bedarf an Business-Continuity-Dienstleistungen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Angefangen beim möglichen Abschluss eines Hochverfügbarkeit-Vertrages mit dem IT-Hersteller bis zur Errichtung eines kundeneigenen Ausweich-Rechenzentrums bietet HP heute den Kundenbedürfnissen angepasste Continuity-Produkte und unterstützt damit die Absicherung der IT-Funktionen seiner Kunden." Ähnliches gilt für andere Anbieter.

Die Business-Continuity-Angebote sind schon lange nicht mehr auf Mainframes beschränkt. RESTART-Geschäftsführer Helmut Rieckmann berichtet: "Bereits 50 Prozent unserer Dienstleistungen entfallen auf Server-Lösungen außerhalb des Mainframe-Sektors." In diesem Segment sieht RESTART keine Individuallösungen mehr gefragt, sondern setzt auf standardisierte und toolgestützte Verfahren, die Kundensysteme nachweisbar auf leistungsfähige Pool-Hardware abbilden. Darauf hat das Unternehmen sogar ein Patent.

Auch die Bedeutung von Frontoffice- und Telekommunikations-Arbeitsplätzen wächst – im Arbeitsalltag wie im Notfallbetrieb. Darüber hinaus sieht RESTART oft Mankos im Back-up des Druck- und Nachverarbeitungsbereichs: Was nützen laufende Geschäftsprozesse, wenn der Output nicht auf den Weg zum Kunden gebracht werden kann? RESTART bietet solche Dienste zentral über eine Münchner Tochterfirma an.

Martin Pollehn, Leiter der INFO AG Rechenzentren, sieht folgende Trends bei den Business Continuity Services:

Die "heißen" Lösungen mit stetiger Datenspiegelung scheinen Zukunft zu haben, die Bedeutung von reinen Ausweichflächen wegen der höheren Anlaufzeiten abzunehmen. Zudem gehen die Dienstleister über die bloße Bereitstellung von Material oder Infrastruktur heute oft hinaus. Günther Langen von IBM Deutschland: "Wurde in den Anfängen der 90er-Jahre Backup als Hardware-Lösung mit Verfügbarkeitszeit im Bereich von 6 bis 24 Stunden verkauft, so sind heute aufgrund der individuellen Kundenanforderungen und der drastisch reduzierten Ausfallzeit-Fenster Lösungen gefordert, die unsere Consulting-Abteilung mit dem Kunden gemeinsam im Vorfeld erarbeitet und an die jeweiligen besonderen Bedürfnisse anpasst."

Im teilweise schnell wachsenden E-Business-Geschäft übersehen viele Unternehmen laut Lange die Punkte Datensicherheit und Security Services gänzlich oder vernachlässigen sie zumindest. "Diese Services haben wir in unseren Bereich mit eingegliedert und wir sehen einen schnell wachsenden Bedarf unserer Kunden. Das war auch der Grund, warum IBM weltweit das Backup-Geschäftssegment von 'Backup' über 'Business Recovery' zu dem heutigen Brand 'Business Continuity & Recovery Services' (BCRS) gebracht hat", so Lange weiter.

Nur selten verkaufen die Anbieter heute Backup "von der Stange oder aus der Schublade", oft ist Consulting integraler Teil der Dienstleistung. Daher tun sich die Unternehmen auch schwer mit vergleichenden Tabellen und Preisbeispielen. Etliche unserer Marktübersichts-Fragen an die Ausweichrechenzentren wurden mit "vertragsbedingt" oder "keine generelle Angabe möglich" quittiert. Bei Compaq sind nach Aussagen des Unternehmens "alle Leistungen im Wesentlichen vertragsabhängig", weswegen überhaupt keine Kenngrößen angegeben wurden. Und mit MDH Hamburg ist leider (trotz frei wählbarer Leistungen) nur ein einziger Anbieter unserer Bitte nach Preisbeispielen gefolgt.

Die abgedruckte KES-Marktübersichts-Tabelle ist daher dieses Jahr deutlich geschrumpft. Um in der gedruckten Fassung eine übersichtliche Darstellung zu ermöglichen, haben wir Kriterien ausgelassen, zu denen nur wenige vergleichbare Antworten eingingen. Eine umfassendere Version mit allen Fragen steht KES-Lesern jedoch im Internet zur Verfügung. Per Java-Applet sind darin zudem eine Volltextsuche und die sukzessive Auswahl passender Anbieter durch Selektion wesentlicher Kriterien möglich. Die Info-Zoom-Software sortiert in einem Übersichtsmodus alle Zeilen unabhängig voneinander nach ihren Werten. Der Zusammenhang der Spalten geht hierbei zunächst verloren, ein Klick auf die "komprimierte" Darstellung liefert jedoch ein gewohntes Tabellenbild (vgl. KES 2000/6, S. 79).

[Marktübersichtstabelle]
Marktübersichtstabelle als JPG (Achtung: circa 750 KByte)

[Marktübersichtstabelle]
Marktübersichtstabelle online als InfoZoom-Dokument

© SecuMedia-Verlags-GmbH, D-55205 Ingelheim,
KES 4/2001, Seite 36