Editorial

Porträtfoto Norbert Luckhardt

Vorsorgen ist besser ...

Zeit ist Geld. Geld investiert man, um mehr daraus zu machen. Wer Zeit in Risikovorsorge investiert, der legt sie gut an. Denn wenn tatsächlich einmal ein Notfall eintritt, wenn sich Angreifer oder Viren im eigenen Netz tummeln, ein IT-Ausfall die Produktion stillstehen lässt, dringend erforderliche Daten nicht verfügbar sind, ... dann ist Zeit äußerst knapp und besonders teuer. Man braucht aber Zeit, um Abläufe und Lage zu erfassen, Gegenmaßnahmen auszutüfteln und umzusetzen, um eventuell Ersatzhardware zu beschaffen, Daten wieder einzuspielen oder sogar neu einzugeben und so weiter.

Wer sich diese Zeit erst nimmt, wenn die Katastrophe da ist, den kostet sie doppelt und dreifach: Zum ohnehin nötigen Aufwand kommen die nervliche Belastung des Ausnahmezustands und die Ausfallzeiten anderer hinzu, die auf die havarierten oder attackierten Ressourcen warten müssen. Leicht kann dann auch ein Schnellschuss, der die Situation retten soll, alles nur noch schlimmer machen.

Auch wenn man eigentlich nie genug Zeit hat und der Alltag einem schon wie Überlast erscheint (oder das tatsächlich so ist): Wer sich keine Zeit nimmt, um in Ruhe und mit aller gebotenen Sorgfalt Risiken zu analysieren und Vorsorge zu treffen, der lebt verdammt gefährlich. "Dem Mutigen gehört die Welt" nur so lange, wie sie in Ordnung ist – "der kluge Mann baut vor" und hat bei Schwierigkeiten die Nase vorn, denn dann bringt seine investierte Zeit kräftig Zinsen.

Aber auch im Normalbetrieb kann die Vorsorge eine Dividende abwerfen: Die intensive Beschäftigung mit den eigenen Strukturen und Abläufen, wie sie Risikomanagement und -vorsorge erfordern, hilft nicht selten beispielsweise organisatorische Vereinfachungen zu finden, unnötige Mehrfacharbeit aufzudecken oder Geschäftsprozesse anderweitig zu optimieren.

Am anschaulichsten wird das vielleicht beim Backup, selbst in seiner rudimentärsten Form: Man vergleiche nur die harmlose "Lästigkeit" eines abendlichen manuellen Sicherns von einem Megabyte Text auf Diskette mit dem neuerlichen Abschreiben oder sogar Abfassen von einem Megabyte Text ... Hinzu kommt: Die Kapazität der Backup-Diskette ist begrenzt und unser Beispiel-Anwender hat vermutlich keine Lust, mehr als eine Floppy zu beschreiben. Eine positive Reaktion wäre die Überlegung, "ältere" Daten vom PC in ein Archiv zu verlagern – und zwar regelmäßig in handhabbaren Mengen und nicht erst dann, wenn die Festplatte voll ist und die Aufräumarbeit teurer käme als eine neue und größere Harddisk, die dann wiederum ein neues und größeres Backup-Medium bräuchte, das dann jeweils länger für die Datensicherung bräuchte ... Da hätte sich die investierte Backup-Zeit doch auch ohne Plattencrash bezahlt gemacht, oder?

© SecuMedia-Verlags-GmbH, D-55205 Ingelheim,
KES 4/2001, Seite 3