Kongresse

Sicherheit interdisziplinär

Weltkongress "Sicherheit moderner technischer Systeme"

Von Jürgen Althoff, Sulzbach

Viel zu selten kommen Fachleute aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um außerhalb von Termindruck und Projektgeschäft Querverbindungen zu analysieren und Synergieeffekte zu erschließen. Informationstechnik durchdringt heute nahezu alle technischen und gesellschaftlichen Bereiche, besonders dort, wo Sicherheit gefragt ist. Aber auch umgekehrt berühren verschiedenste Disziplinen die IT-Sicherheit, beispielsweise bei ethischen oder juristischen Problemen. Ein dreitägiger Kongress gibt im Herbst Gelegenheit zum Austausch.

Muss Globalisierung zu einer weltweiten Absenkung der Sicherheitsstandards auf das Niveau von Entwicklungsländern führen? Inwieweit hängen die Anforderungen an die "technische Sicherheit" von der Rechtskultur eines Landes und damit auch von Religion und Tradition ab? Stimmt es, dass Flugpersonal häufiger an Krebs erkrankt? Gehorchen Neuroprothesen wirklich dem Willen des Patienten? Wie ist der neueste Stand der Sicherheit von Gentechnik, Internet, Produktion und Verkehrstechnik?

----------Anfang Textkasten----------

[Kongresslogo]
 
12. bis 14. September 2001
Kongresshalle Saarbrücken

Teilnahmebeitrag 1350 €

inkl. Kongressdokumentation, Teilnehmerliste und Verpflegung (Kaffeepausen, Mittags-Imbiss am ersten und letzten Tag, Mittagessen und Abend-Event am zweiten Tag, jeweils inkl. Getränke)

Anfragen und Voranmeldungen an:

TÜV Saarland Stiftung
Am TÜV 1
66280 Sulzbach

Tel.: 0 68 97/5 06-1 01
Fax: 0 68 97/5 06-2 18

E-Mail: worldcongress@tuv-saar.de
Web: [externer Link] www.techsafe-2001.org

----------Ende Textkasten----------

Diese und ähnliche Fragen behandeln mehr als 80 international anerkannte Experten auf dem Weltkongress "Sicherheit moderner technischer Systeme" vom 12. bis zum 14. September 2001 in Saarbrücken. Der Kongress wendet sich an

Entsprechend dem interdisziplinären Charakter der Sicherheitswissenschaft werden die fünf wichtigen Technikfelder Energie, Verkehr, Produktion, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Bio-, Medizin- und Gentechnik in parallelen Vortragsveranstaltungen von Experten aus den Blickwinkeln von unterschiedlichen akademischen Disziplinen betrachtet: Ingenieur- und Naturwissenschaften, Humanwissenschaften (Medizin, Psychologie, Soziologie), Geisteswissenschaften, Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften (Technik und Recht) sowie Wirtschaftswissenschaften und Unternehmensführung.

Informations- und Kommunikationstechnologie

Die im Kongress behandelten Sicherheitsthemen aus der Sektion Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) stehen nahezu täglich in der Zeitung. Überall wo Verknüpfungen mit dem Internet bestehen ist es wichtig, hinsichtlich Virenschutz und Firewall-Sicherheit auf dem neuesten Stand zu sein. Gleiches gilt für mehrseitige Sicherheitsfunktionen in Telekommunikationsnetzen oder Sicherheitsrisiken in Multimediadiensten. Aber auch der mögliche Einfluss des Urheberrechts auf die ICT-Sicherheit wird diskutiert.

Aus ärztlicher Sicht wird sowohl der arbeitsmedizinische Aspekt der Gesundheitsgefahren für ICT-Berufe behandelt als auch die zunehmende praktische Anwendung von Multimedia-Anwendungen in der Medizin sowie die Sicherheitsaspekte der Telemedizin. In den geisteswissenschaftlich-philosophischen Bereich geht die Betrachtung der Ambivalenz von Filter- und Abblock-Verfahren im Internet und ein Vortrag zu Cyberethik, der Verantwortung in einer digital vernetzten Welt.

Häufig unterschätzt wird die Bedeutung der Übersetzungsqualität von Anleitungen und Dokumentationen als sicherheitsrelevante Einflussgröße. Weitere aktuelle Themen befassen sich unter anderem mit juristischen Problemen der Internet-Sicherheit und mit der Sicherheit im elektronischen Zahlungsverkehr. Schließlich wird als neuartige IT-Anwendung das so genannte E-Responsibility Management vorgestellt, das eine zugleich rechtssichere und kosteneffiziente Unternehmensführung ermöglichen soll.

Energie

In der Sektion Energie werden sich Ingenieure und Naturwissenschaftler mit der Sicherheit konventioneller und nuklearer Kraftwerke befassen, aber auch auf Sicherheitsfragen bei der Zukunftstechnologie Brennstoffzellen eingehen. Humanwissenschaftler berichten unter anderem über Sicherheitskultur und soziale Risikobewertung. Arbeitsmediziner befassen sich mit der internationalen Entwicklung von Unfällen und Berufskrankheiten. Juristen sprechen beispielsweise über die Haftung von Sicherheitsingenieuren und bewerten die Generalklauseln für die Sicherheit von Großanlagen. Vortragsthemen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften und der Unternehmensführung spannen einen weiten Bogen von den Kontrollstrategien in der zukünftigen Kraftwerkstechnik über das Instandhaltungsmanagement bis zur Bedeutung erneuerbarer Energien in Asien.

Verkehr

Themen der Sektion Verkehr sind die Sicherheitssysteme moderner Verkehrsflugzeuge, Großschiffe und Hochgeschwindigkeitszüge, die Systemsicherheit gasgetriebener Straßenfahrzeuge und der sichere Gefahrguttransport, jeweils aus Ingenieursicht. Ein heißes arbeitsmedizinisches Thema ist die Strahlenbelastung und die daraus resultierende Tumorhäufigkeit bei Flugzeugpersonal. Ergonomie als Mittel zu mehr Sicherheit ist das Leitthema bei der Cockpitgestaltung ebenso wie bei der Weiterentwicklung der Telematik und der Betrachtung des Menschen als Teil des kybernetischen Systems Mensch-Fahrzeug-Umwelt. Die Anwendung der Theorie nichtlinearer dynamischer Systeme (Chaos-Theorie) führt hierbei zu völlig neuen Erkenntnissen über Unfallursachen und ihrer Vermeidung.

Ethische Grundsätze der Verkehrssystemplanung und der Einfluss der Medien auf das Verkehrsverhalten werden in der Sparte Geisteswissenschaften behandelt. Die Rechtswissenschaften befassen sich mit der Haftung von Schiffsklassifikationsgesellschaften. Aktuelle Themen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften und Unternehmensführung sind die Bedeutung einheitlicher internationaler Sicherheitsanforderungen für internationale Speditionsunternehmen und die Sicherheit auf See.

Produktion

In der Sektion Produktion befassen sich Ingenieure einerseits mit Systemanalysen und der Sicherheit automatisierter Produktionen und zum anderen mit Spezialbauwerken wie Brücken, Staudämmen und Hochhäusern. Organisationspsychologen sprechen über Sicherheitsmanagement und Fehlerraten in Produktionsanlagen sowie den Stand der Ergonomie in der Produktion. Ein renommierter Toxikologe berichtet über den neuesten Erfahrungsstand bei gefährlichen Stoffen am Arbeitsplatz und die Beziehungen zwischen Grenzwerten und Risiko.

Welchen Sicherheitsgewinn man bei Installation und Betrieb von Produktionsanlagen in nicht-westlichen Ländern durch die Berücksichtigung kultureller Unterschiede erzielen kann, wird aus dem Erfahrungsbericht eines Experten auf diesem Gebiet deutlich. Weitere Themen sind die Bedeutung der Produktzertifizierung zur Aufrechterhaltung von Sicherheitsstandards im internationalen Handel, die sicherheitsorientierte Unternehmensführung in Produktionsbetrieben sowie die Berücksichtigung sicherheitstechnischer Belange bei der Umstellung ehemaliger russischer Rüstungsbetriebe auf Konsumgüterproduktion.

Bio-, Medizin- und Gentechnik

Diese Sektion befasst sich einserseits mit grundsätzlichen Themen wie einem internationalen Vergleich der Sicherheit moderner Systeme der Medizin- und Krankenhaustechnik oder systematischen Methoden zur Beurteilung der Sicherheit bei Bio-, Medizin- und Gentechnik. Zum anderen stehen aber auch Spezialitäten wie die Reinraumtechnik oder biohybride Systeme wie Neuroprothesen und deren Sicherheitsaspekte auf der Tagesordnung. Mediziner berichten aus der Praxis über Probleme in Teams und an organisatorischen Schnittstellen im OP sowie die Krankenhaushygiene als Sicherheitsfaktor. Außerdem geht es um die Sicherheitsanforderungen an die Lasertechnik für medizinische Anwendungen.

Grundsätzliche Fragen werden in der Sparte Geisteswissenschaften und Philosophie behandelt. Wo sind die Grenzen der Medizintechnik für die Lebenserhaltung? Welche Einstellung haben Ärzte zur Medizintechnik? Der Übergang zur Sparte Rechtswissenschaften ist nahezu fließend: Welche rechtlichen Grenzen braucht eine sichere Gentechnik? Welche speziellen rechtlichen Aspekte sind überhaupt in Bio-, Medizin- und Gentechnik zu beachten? Und schließlich der wirtschaftlich-unternehmerische Aspekt: Wie viel Medizintechnik ist bezahlbar? Wie kann man in den wirtschaftlich sinnvollen Ärztenetzwerken die Informationswege ausreichend absichern? Wie kann man die Arzneimittelerprobung sicherer gestalten?

Abschlussplenum

Der letzte Kongresstag dient dazu, die Arbeit dieser fünf Sektionen zusammenzufassen und als Kongressergebnis eine "Saarbrücker Erklärung zur technischen Sicherheit" zu verabschieden. Neben der Kongressarbeit wird ein Rahmenprogramm mit Ausflügen und Besichtigungen angeboten. Die gemeinnützige TÜV Saarland Stiftung als Veranstalter plant mehr als 80 Expertenvorträge und erwartet rund 1000 Kongressteilnehmer aus aller Welt. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl wird eine frühzeitige Anmeldung empfohlen. Zur reibungslosen Kommunikation ist eine Simultanübersetzung Deutsch/Englisch/Französisch vorgesehen. Das vollständige Kongressprogramm liegt auf [externer Link] www.techsafe-2001.org bereit.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff ist Vorstand der gemeinnützigen TÜV Saarland Stiftung zur Förderung von Forschung und Lehre auf dem Gebiet der technischen Sicherheit.

© SecuMedia-Verlags-GmbH, D-55205 Ingelheim,
KES 2/2001, Seite 72